piwik no script img

Die Soul-Glatze mit der ewigen Kult-Karte

■ Der 54jährige Memphis-Sound-Miterfinder Isaac Hayes grenzt sich mit Hipness ab

Daß auf dem Wege der Emanzipation Größe eine Frage von Heldentum ist, dessen war sich Isaac Hayes immer bewußt. „Du mußt immer ein bißchen cooler, schneller, schärfer sein, wenn du den Teufelskreis aus Knochenarbeit und Kleinkriminalität verlassen willst, den dir die weiße Gesellschaft zugesteht. Aber du bleibst immer ein Lügner, den jeder erkennt, wenn du dazu deine Wurzeln verleugnest.“ So ungefähr könnte das Credo der berühmtesten Glatze der Soulgeschichte lauten, wie Hayes sie über unzählige Alben sowie Film- und TV-Rollen in immer neuen Varianten erklärte.

Daß die mediale Aufmerksamkeit gegenüber dem Gebrüll, das zu James Brown, Stevie Wonder oder Marvin Gaye angestimmt wird, bei dem mittlerweile 54jährigen Miterfinder des Memphis-Sounds dennoch eher einem Vogelhusten gleicht, liegt an der besonderen Paarung von Erdigkeit und unkanalisierter Kreativität. So erhielt Hayes in Shaft (1971), der afro-amerikanische Großstadtkultur ins Zentrum rückte, zwar nicht die gewünschte Hauptrolle – die bekam Richard Roundtree –, aber sein Soundtrack erhielt einen Oscar, drei Grammys und das Stück „Shaft“ toppte die amerikanischen Charts. Hayes, so das Gespür der medialen Geschmacksverwalter, taugt nicht für die allererste Reihe, wo der kommerzielle Geist letzt-endlich die anspruchslose Regenbogenkoalition verlangt.

Trotzdem Hayes' Ruf als schwarzer Held, der sich nicht vereinnahmen läßt, durch Fernsehauftritte in amerikanischen Erfolgsserien wie A-Team,Hunter oder Rockford etwas litt, zog seine lässige Wildheit, die ihn musikalisch von Schmalz bis Schmutz alles gekonnt umsetzen ließ, immer wieder die Kult-Karte. Eben anders als Brown, Gaye oder Wonder taugt Hayes seit seinen Stax-Zeiten in den 60ern immer wieder zu Abgrenzung von Hipness gegen Massengeschmack. Und das nicht zuletzt deswegen, weil der „Black Moses“, der schon in den 70ern zu monotonen Orgellinien lange Raps sprach, nie am Aufsteiger-Syndrom litt. In seiner Welt haben auch andere Welten Platz. tlb So, 30. Juni, 15 Uhr, Stadtpark

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen