: Die Ratten in Washington verlassen das sinkende Waffenschiff
■ Stellvertretender Verteidigungsminister Perle will laut Washington Post zurücktreten US–Regierung distanzierte sich von martialischen Äußerungen auf der Wehrkundetagung
Washington (afp/dpa) - Der stellvertretende US–Verteidigungsminister Richard Perle will nach Versicherung der US–Zeitung Washington Post zurücktreten. Perle habe Pentagon–Chef Weinberger seine Demission angekündigt. Perle, bisher einer der einflußreichsten Regierungsmitglieder im Bereich der Rüstungskontrolle, befindet sich zur Zeit auf einer Europa–Tournee. Dabei kritisierte er am Montag bei der 24. Internationalen Wehrkundetagung in München die westeuropäischen Verbündeten. Sie würden bezüglich der Verteidigungsprobleme wenig Charakter zeigen und sich verschwommen ausdrücken. Die US–Regierung ditanzierte sich von den umstrittenen Äußerungen Perles. Wie der neue Sprecher des Weißen Hauses, Fitzwater, am Montag erklärte, sei Perle eine „schillernde Persönlichkeit“. Seine Stellung ist untergeordnet, doch seine Gegner halten ihn für den „mächtigsten Mann im Pentagon“. Der Abteilungsleiter für internationale Sicherheitspolitik hatte bereits mehrfach mit aggressiven Äußerungen zur Verteidigungspolitik Mißstimmung in Europa gesorgt. In der Osnabrücker Zeitung hatte er die Bundesregierung aufgfordert, mehr Geld im Rahmen ihrer NATO–Verpflichtungen und weniger für DDR–Kredite ausgeben. Perle besetzt die uneingeschränkte Unterstützung der konservativen Kräfte in der Regierung und in der republikanischen Partei, die ihn als eine Art Speerspitze im Kampf gegen den Kommunismus feiern. Mehrfach hat Perle Verteidigungsminister Weinberger in wichtigen Fragen umgestimmt, so beim Kompromiß für die Mittelstreckenraketen in Europa. Perle, so wird berichtet, habe den Vorschlag vom „Waldspaziergang“ schließlich zu Fall gebracht. In letzter Zeit wurden Perle jedoch Abwanderungsgelüste nachgesagt.
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