■ Die Norweger haben ein neues Rauchergesetz: Gasmasken für NichtraucherInnen
Oslo (taz) – Gasmasken bietet der Wirt der Kneipe „Gementen“ im norwegischen Stavanger seinen nichtrauchenden Gästen an. Seit dem 1. Juli gilt im Land ein neues Rauchergesetz, nach dem jedeR NichtraucherIn Anspruch auf eine rauchfreie Umgebung hat. Göran Fransson hat auch durchaus sein Bestes hierfür getan: ein Bereich seiner Kneipe ist als Nichtraucherecke abgeteilt. Hier können Gäste auch ohne Gasmaske qualmfrei ihr Pils trinken.
Doch das Gesetz ist von ganz un- norwegischer Perfektion: allen BesucherInnen einer Ausschankstätte muß auch die Möglichkeit eingeräumt werden, die Theke und die Toiletten zu erreichen, ohne durch grauen Rauchschleier husten zu müssen. „Und das ist“, so Wirt Göran, „absolut nicht zu organisieren. Ich habe den Behörden die Räumlichkeiten gezeigt, aber sie haben nur mit den Schultern gezuckt.“ Um nicht Gesetzesbrecher zu werden – „ich akzeptiere das Gesetz voll und ganz, ist okay“ –, ist Göran die Idee mit den Gasmasken gekommen. Daß das Ganze nebenbei auch ein ganz gelungener Werbegag ist, versteht sich: „Irgendwie will ich die Investition in die Gasmasken auch wieder reinholen.“
Roger Östbol vom Sozialministerium in Oslo hat derzeit Stöße von Beschwerden auf seinem Schreibtisch. Etwa zu gleichen Teilen von NichtraucherInnen, die über den anhaltenden Mangel an rauchloser Freiheit klagen, und von Hotel- und Restaurantbesitzern, die über die Bürokratie herziehen. Doch letztere können nicht auf Gnade rechnen: „Das Rauchgesetz gilt seit 1988. Die Hotels und Gaststätten hatten jetzt fünf Jahre Zeit, sich darauf einzustellen. Aber sie haben das wohl nicht ernst genommen.“ Ein Drittel jeder Kneipe muß jetzt rauchfrei sein. Durch räumliche Abtrennung oder entsprechend gute Ventilationsanlagen. 1997 tritt das Gesetz in voller Schärfe in Kraft. Dann gilt fifty- fifty. Die staatlichen Anti-Rauch- AktivistInnen zeigen sich im großen und ganzen zufrieden mit der bisherigen Erziehungsarbeit. Anne Marie Müller von der – das gibt's – „Tabakschadensbehörde“: „Wir haben den Trend brechen können.“ Ob der Wirt Göran bald Gasmasken mit Rauchpatronen einführen muß, damit seine nikotinabhängigen Gäste ohne Verzicht auf blauen Dunst aus ihrer RaucherInnenecke den qualmlosen Weg zur sauerstoffdurchströmten Toilette schaffen? Reinhard Wolff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
