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■ Die Neuinterpretation der Passion Christi provozierte einen Großeinsatz der Lübecker PolizeiAus Liebe zur Wahrheit: Woher stammt der „Balkensepp“?

Die taz-Kruzifix-Schlagzeile hat Schlagzeilen gemacht: Das CSU- Organ Bayernkurier brachte ein Faksimile der taz-Titelseite vom 11. August 1995. Und auf der taz- LeserInnenbriefseite wurden wir dafür fast gekreuzigt. Den Geist, den wir riefen, werden wir einfach nicht mehr los. Wir müssen daher zum rationalen Exorzismus per Etymologie (Wortgeschichte) greifen: Woher stammt der „Balkensepp“, auch „Lattenjupp“ oder „Lattengustl“? Der Begriff wird nicht mal im umfangreichen „Grimms Wörterbuch“ geführt. Und selbst Petra, die Briefkastentante der Münchner Boulevardzeitung tz, hat nur vage Hinweise zu bieten: „Lena Christ (1881-1920), die bekannte bayerische Romanautorin, hat in einem ihrer Bücher die Buben schon vom ,Balkensepp‘ reden lassen.“ Liebe LeserInnen! Bitte, bitte schreiben Sie uns! Helfen Sie uns bei der Suche nach der Wahrheit! Wer uns zuerst präzise und umfassend aufklärt (Fax: 030-251 60 08, Postadresse s.u.), gewinnt die Rolling-Stones-CD „Sympathy for the Devil“.

Die Fotos zeigen übrigens einen Großeinsatz der Lübecker Polizei vom Mai dieses Jahres. Über 50 Beamte entfernten drei Kreuze vom Dach des Kulturzentrums „Alternative“. In „Schutzanzüge“ gekleidet, legten sie mit einer Flex die Kreuze um. An den Kruzis waren ein „Teufelsskelett“ (Hansekurier), eine möwenartige Friedenstaube sowie ein Jesus fixiert, der „zu onanieren scheint“ (O-Ton Staatsanwaltschaft). Diese ermittelt nun schon seit vier Monaten wegen Paragraph 166 StGB („Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgemeinschaften und Weltanschaungsvereinigungen“). Gott sei Dank hat sich der Künstler Ulrich Scheppke inzwischen der Polizei gestellt. Vermutlich aus reiner Nächstenliebe. Fotos: TBF

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