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Archiv-Artikel

Die Natur als Künstlerin

betr.: „Ohne Zufall keine Freiheit“

Wenn es so ist, wie Riechelmann schildert, so hat sich Darwin während der Formulierung seiner Deszendenztheorie von seinen religiösen Wurzeln emanzipiert und seinen Schülern, auch in den Sozialwissenschaften, Tür und Tor in eine Welt der Freiheit geöffnet. Und damit der Möglichkeiten, wie Luhmann erkannt hat. Ob das aber mit „Zufall“ gleichzusetzen ist, das beschäftigt auch die synthetischen Biologen von heute in der Auseinandersetzung mit Theologen.

Goethe hat für diese Situation einen Begriff parat, der beides, Planhaftigkeit und Vielfalt des Möglichen bei der Ausführung, umschreibt, indem er die Natur insgesamt als Künstlerin ansieht. Für ihn entwickelt sie ihre Geschöpfe in stufenweiser Auseinandersetzung mit allen möglichen Einflüssen. Techniker würden sagen, analog der Genese „vom Rad zum Generator“. Auch diese Art von Entwicklung hat ihre Geschichte, wie auch die Philosophie eine hat. Nur dass man deren Stufen nach Ende der Jahrtausende langen Glaubensperiode anhand der Biografien entsprechender Vertreter eher einordnen kann. Die stumme biologische Evolution, die aus Einfachem im Zusammenhang mit der Erdgeschichte etwas höchst Kompliziertes wie den Homo erectus hinstellt, ist da schon schwieriger zu enträtseln. Warum nicht Vertreter der Astronomie in die Überlegungen mit einbeziehen? Schließlich weiß jeder Grundschüler, dass die Erde ein Planet ist, der in seiner Eigenart nach wie vor herausragt.

GISELA CANAL, Ulm