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Die Mauer bleibt

Berlin (ap/dpa) - Der Geschäftsträger der sowjetischen Botschaft in Ostberlin, Igor Maksimytschew, hat Äußerungen eines Moskauer Dilpomaten in Genf über einen angeblich bevorstehenden Abriß der Mauer und eine mögliche Änderung des Viermächteabkommen über Berlin relativiert. Maksimytschew sagte nach einem am Freitag im SED– Zentralorgan Neues Deutschland veröffentlichten Bericht, die Bemerkungen seien „philosophischen Dimensionen“ zuzuordnen oder als „Versprecher“ überbewertet worden. Maksimytschew fügte hinzu, alle auf der Welt kennten die sensiblen Punkte auf der Weltkarte, und zu einem solchen Punkt leichtfertig Stellung zu nehmen, sei nicht gut. Der Botschaftsrat Stansislaw Tscherniawski von der sowjetischen UNO–Mission in Genf war in der letzten Woche mit den Worten zitiert worden: „Ich glaube, daß diese Mauer recht bald nicht mehr existieren wird. Sie hat ihre letzten Tage erreicht.“ Zuvor hatte der ehemalige sowjetische Botschafter in Bonn, Valentin Falin, angedeutet, das 1971 geschlossene Viermächteabkommen über Berlin könne durch neue Vereinbarungen der Alliierten des Zweiten Weltkrieges abgelöst werden. Maksimytschew sagte dem Bericht zufolge, er sei „sicher, daß sich der Diplomat wie Falin in philosophischen Dimensionen ausdrücken wollte und vielleicht von einer Zukunft in 100 oder 150 Jahren gesprochen“ habe. Bei Tscherniawski habe es sich „sicherlich um einen Versprecher“ gehandelt, der von den Medien zu einer Erklärung aufgebauscht und hochstilisiert“ worden sei. Auch die CDU/CSU Bundestagsfraktion kann kein Umdenken der Sowjetunion in der deutschen Fage erkennen. Die Fraktion habe in einer mehrstündigen Debatte keine Anhaltspunkte für solche „Spekulationen“ gefunden, sagte Eduard Lintner (CDU) am Freitg.

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