piwik no script img

Archiv-Artikel

Die Liebe der Detektive

Der Film zur Serie: Todd Phillips’ „Starsky & Hutch“ lässt Linientreue und Surfboy-Routine aufeinander prallen

Die cineastische Aufbereitung alter TV-Serien-Formate nimmt ihren Lauf. Doch im Gegensatz zu den spezialeffektversiegelten Werken „Mission: Impossible“, „I Spy“, „3 Engel für Charlie“ und „S.W.A.T.“ entzückt „Starsky & Hutch“ mit wunderbar altmodischer Einfachheit. Der Film zeigt, dass es offenbar mal eine Zeit gab, in der man Bösewichtern mit bodenständigen Mitteln zu Leibe rückte.

In den Siebzigern brauchte man nur eine Fliegerbrille, um sich als Drogendealer zu tarnen. Der Kokainschmuggel war ein überschaubares Geschäft, und die Chefschmuggler waren einwandfrei an ihren Schnurrbärten zu erkennen. Um diese beschauliche Ära nun im Rahmen eines „Starsky & Hutch“-Films neu zu beleben, entwickelte Drehbuchautor und Regisseur Todd Phillips drei Ideen. Er wollte mit seinem Werk den Piloten zur Serie nachliefern, um zu erzählen, wie die bewegte Geschichte zwischen Dave Starsky und Ken Hutchinson einst begann. Er hielt es dabei für angemessen, seinen Film zu inszenieren, wie ihn die stilsicheren Macher der eigentlichen Serie damals vielleicht inszeniert hätten; und er dachte sich, dass die beliebten Komiker Ben Stiller und Owen Wilson ihre Rollen exakt so spielen sollten wie schon in „The Royal Tenenbaums“ und „Zoolander“. Das heißt, dass Stiller zu einem vor Nervosität zuckenden und verbissen linientreuen Detective Starsky wird, während Wilson sich als Hutch ganz seiner porentief entspannten Surferboy-Routine hingibt, damit zwei völlig unterschiedliche Humor- und Schauspielkonzepte auf erheiternde Weise kollidieren.

Natürlich gibt es auch eine Geschichte. Darin geht es um einen fiesen Drogenboss, der ein neuartiges Kokain namens New Coke erfunden hat. Zwar ist es geruchlos, schmeckt aber nach Süßstoff. Nachdem Starsky sich eine Portion davon in den Kaffee gekippt und deswegen in einer Diskothek sehr auffällig getanzt hat, führt eine endlose Fahndungsspur durch Gefängnisse, Golfplatzanlagen und Schwulenbars. Dabei spielt natürlich auch der gute, alte Informant Huggy Bear eine tragende Rolle. Von Snoop Dogg wird er so gegeben, als wäre Huggy Bear im Grunde Snoop Dogg. Zwischendurch singt der neue Hutch-Darsteller Owen Wilson mit „Don't Give Up On Us, Baby“ den echten Nummer-eins-Hit des alten Hutch-Darstellers David Soul aus dem Jahre 1977. Dabei sieht er seinem zu Tränen gerührten Kumpel Starsky sehr tief in die Augen, womit dann auch überdeutlich zum Ausdruck kommt, was Todd Phillips als vierte Idee durch den Kopf schwirrte. Er wollte eine Liebesgeschichte zwischen zwei heterosexuellen Männern erzählen. Was soll man sagen? Ein schöner Film. HARALD PETERS