piwik no script img

Die KritikGrandmaster Bit

WAS SAGT UNS DAS?Eine Maschine besiegt den besten Spieler der Welt im Go-Duell

Das war es dann wohl wirklich, liebes Fleischgehirn. 3,5 Stunden und 184 Spielzüge brauchte die künstliche Intelligenz AlphaGo, um den besten Spieler der Welt in die Ecke zu drängen – im traditionellen chinesischen Brettspiel Go, das als eines der komplexesten der Welt gilt.

Zwar war dies nur ein erstes von insgesamt bis zu fünf Spielen, das der Computer gegen den Südkoreaner Lee Se-dol bestreitet. Beobachter waren allerdings überrascht, wie viel die Maschine in den vergangenen fünf Monaten dazugelernt hat – sodass ihre Spielzüge denen menschlicher Profis ähnelt.

Ganz neu sind solche Duelle nicht: Im Schach sind Menschen längst von Maschinen besiegt. Ebenso wie bei Scrabble und Jeopardy. Selbst Computerspiele zocken Maschinen fast schon bedrückend gut. Nun also Go.

Entwickelt wurde AlphaGo von dem Google-Tochterunternehmen DeepMind aus London, das zur Weltspitze bei der Entwicklung von Künstlichen Intelligenzen zählt. Weil Go besonders variantenreich ist, setzen die Entwickler nicht darauf, dem Rechner beizubringen, vorgefertigte Spielfolgen auszuführen, sondern auf maschinelles Lernen: Sie speisten 30 Millionen Spielzüge ein und ließen die Maschine diese mithilfe neuronaler Netze analysieren.

Natürlich geht es dabei um weit mehr als um das Bezwingen eines Brettspiels. Die gleichen Methoden, die DeepMind für seine Go-Maschine einsetzte, werden bald in sprachgesteuerte Assistenten von Googles Smartphones einfließen, in die Bilderkennung, Robotik und in Klimaberechnung.

Das bedeutet noch nicht, dass wir schnell den Planeten verlassen sollten, weil Künstliche Superintelligenzen uns ab jetzt unter die Knute nehmen. Sehr wohl aber zeigt der Erfolg von AlphaGo, dass die Selbstlernfähigkeiten der Maschine sehr viel schneller voranschreiten, als selbst Brancheninsider dies für möglich gehalten haben. Heißt: kein Grund zur Panik. Aber sehr wohl zur Eile – in der Auseinandersetzung darüber, wie wir uns ein Leben mit Computern mit derartiger kombinatorischer Macht vorstellen.

Wie wir es auch begrenzen möchten – ewig Zeit haben wir dafür nicht. MLA

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen