piwik no script img

Die Klärschlammschlemmer

■ Uni Oldenburg: Vierfarbenborstenwürmer machen Dünger aus Schlamm

Eine ungeliebte Hinterlassenschaft des Menschen könnte künftig von Borstenwürmern veredelt werden. An der Universität Oldenburg wird gegenwärtig untersucht, ob der Vielfarbenborstenwurm dauerhaft imstande ist, Klärschlamm in Dünger umzuwandeln. Fest steht inzwischen, daß der Schlamm zu den Leib- und Magenspeisen von „Nereis diversicolor“ zählt. Sein japanischer Vetter „Nereis japonica“ sei bereits Anfang der achtziger Jahre mit einem vergleichbaren Appetit aufgefallen.

Nützlich werden könnte der Borstenwurm nach Ansicht der Forscher als letzte Reinigungs- und Wiederverwertungsstufe bei der Entsorgung von Abwässern. Der mit Klärschlamm gemästete, bis zu 15 Zentimetern lange Wurm werde von Fischen als Speise geschätzt. Zumindest im Labor habe man den denkbaren Nahrungskreislauf Mensch- Wurm-Fisch-Mensch beobachten können. Schadstoffarm müsse der Klärschlamm allerdings schon sein, damit der Abfall dem Menschen über die Zwischenstufen Wurm und Fisch wieder in gesunder Form dienen könne. Selbst könne der „Diversicolor“ nach vorliegenden Erkenntnissen Schädliches nicht in Unschädliches verwandeln.

Interessant werden könnte der Borstenwurm für kommunale Klärwerke, glauben die Forscher. Landwirte nähmen den in drei Stufen gereinigten Klärschlamm nicht ohne weiteres ab. Endlagerung in Deponien oder Verbrennung blieben als ungeliebte Alternativen. Die Hinterlassenschaft des Klärschlammfressers lasse sich als Dünger verwenden, vermuten die Chemobiologen aus Oldenburg. Rund die Hälfte des angebotenen Klärschlamms werde auf jeden Fall über den Darm des Wurms veredelt.

Möglicherweise am besten eigne sich der Wurm für Aquakulturen. Dort verspeise der Wurm den Kot der massenhaft gezogenen Fische, der zuvor in einem sogenannten Belebungsbecken schmackhaft gemacht wurde. Manfred Protze (dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen