: Die Keulen des Verkaufs
Kaminholz zwischen Lockdown und Blackout
Sepp Herbergers klassische Sentenz „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ hat unzählige Verballhornungen erfahren. Neu war uns allerdings die Variante aus der Pressemitteilung der Kaminholzlobby gestern: „Nach dem Lockdown ist vor dem Blackout.“ Was wohl bedeuten soll: Nach dem Wiederanpfiff des öffentlichen Lebens steht nun der Ausfall des Flutlichts bevor. Oder in der sorgenvollen Sprache der Holzspalter: „Der Lockdown wurde nach und nach gelockert, aber die Sorge vor einer zweiten Infektionswelle bleibt. Und damit auch die Sorge vor den daraus resultierenden negativen Auswirkungen, von politischen Turbulenzen, Rezession und Arbeitslosigkeit – bis hin zum Blackout.“ Und dagegen hilft nur der Erwerb von Kaminholz. Wer sonst mit Äxten Bäume fällt, ist einer filigranen Denkweise nicht immer mächtig. Aber muss man gleich mit der Motorsäge Panik verbreiten? Turbulenzen, Rezession und Arbeitslosigkeit sind gar mächtige Keulen, mit denen sich nicht unbedingt besser Holz verkaufen lässt. Mit Blick auf die verdunkelten Hirne der Holzlobbyisten würde Sepp Herberger wahrscheinlich sagen: Nach dem Denken ist vor dem Denken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen