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Archiv-Artikel

Die Karte des Spitzenkandidaten

WAHLKAMPF Pünktlich zum Wahlkampfstart der SPD beim „Deutschlandfest“ stellt die „Welt am Sonntag“ einen Zusammenhang zwischen Peer Steinbrück und der Stasi her

VON ANJA MAIER

BERLIN taz | Nun also die Stasi. Fünf Wochen vor der Bundestagswahl und unmittelbar nach dem Auftakt zur heißen Wahlkampfphase der SPD berichtet die Welt am Sonntag über einen möglichen Zusammenhang zwischen Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und dem Staatssicherheitsdienst der DDR.

Die Stasi, meldet das Blatt, habe Steinbrück von 1980 bis 1989 als IM-Vorlauf geführt, als Person, die angeworben werden sollte. Auf einer entsprechenden Karteikarte mit der Registriernummer XI/394/80 sei der Deckname „Nelke“ notiert. Nach Recherchen der Redaktion existiert zu dem Vorgang auch eine Klarnamenkartei mit dem Namen Peer Steinbrück.

Steinbrück hat erklärt, nie mit dem Ministerium für Staatssicherheit zusammengearbeitet zu haben. Er kündigte an, verfügbares Material über ihn aus der Stasi-Unterlagenbehörde öffentlich zugänglich zu machen.

1981 hatte Peer Steinbrück einige Monate in der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ostberlin gearbeitet. In dieser Zeit, aber auch schon ab Mitte der Siebzigerjahre besuchte er seine in Thüringen lebende Cousine. Deren Mann war laut WamS-Recherchen Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi. Der Schauspieler Lutz Riemann erklärte, er habe es seinerzeit abgelehnt, über Peer Steinbrück zu berichten.

Party in Berlin

Der WamS-Bericht erreicht den Kanzlerkandidaten just an jenem Wochenende, da seine Partei in die heiße Phase des Wahlkampfs einsteigt. Zum „Deutschlandfest“ in Berlin am Brandenburger Tor kamen nach SPD-Angaben 200.000 Menschen. Am Samstagnachmittag hielt Peer Steinbrück eine Rede, laut der es im Falle eines Wahlsiegs „ein Bündnis der Starken mit den Schwachen“ geben soll. Er kündigte an, umgehend einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro einzuführen und „als Bundeskanzler „mit aller Härte gegen Steuerbetrüger“ vorzugehen. Im Bühnenhintergrund waren während der gesamten Rede die Parteispitze sowie die Mitglieder seines Kompetenzteams postiert.

Laut dem aktuellen Deutschlandtrend sinken die Chancen der SPD, mit den Grünen die nächste Bundesregierung zu stellen. Union und FDP kämen zusammen auf eine knappe Mehrheit von 47 Prozent, Rot-Rot-Grün auf 37.