■ Die Gurke des Tages: Gheorghe Hagi
Die Bezeichnung „Karpaten- Maradona“ haßt Gheorghe Hagi genauso heftig wie der Tennisspieler Thomas Muster den Titel „Alpen-Boris“. Mit Fug und Recht hält sich der Rumäne für so gut, daß er keinen fremden Namen braucht, um seine Bedeutung im Weltfußball zu unterstreichen. Gemeinsamkeiten gibt es dennoch, vor allem im Bereich der Starallüren. Doch während der Argentinier diese vorzugsweise außerhalb des Spielfeldes auslebt, sucht sich Hagi ausgerechnet die wichtigsten Spiele für seine egomanischen Kapriolen aus.
Beim im Elfmeterschießen verlorenen WM-Viertelfinale 1994 gegen Schweden in Palo Alto fing er frühzeitig an zu zetern, die Mitspieler zu schmähen, weil sie nicht so perfekt Fußball spielen können wie er, und lustlos an der Außenlinie herumzustehen. Beim 0:1 gegen Frankreich am Montag war es ähnlich. Bis zum Tor der Franzosen bezauberte Hagi mit raffinierten Pässen, unwiderstehlichen Dribblings und guten Schüssen, danach schmollte er, tauchte völlig unter, und die anfängliche Gefährlichkeit der Rumänen schwand rapide.
Vor allem seiner Launenhaftigkeit ist es zuzuschreiben, daß Gheorghe Hagi – 1986 beim Europacupsieg von Steaua Bukarest fehlte er – große Titel stets verwehrt blieben. Und auch bei der EM 1996 sieht es so aus, als würde es für den Karpaten-Maradona wieder nur zur Karpaten-Gurke reichen. Matti
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