■ Die Gurke des Tages: John Major
Er hätte dort sein müssen. Er war aber in Number 10. Angeblich arbeitend, rannte er ab und zu aus Besprechungen, um nach dem Zwischenstand zu fragen. Als es am Ende 4:1 für England stand, wußte der Chelsea-Fan, daß er einen schlimmen Fehler begangen hatte. Alles ist anders, seit Terry Venables' tapfere Burschen die Holländer geschlagen, ach was, vernichtet haben. England! Jawoll, England! In Wembley wurden Weichen gestellt. England ahnt: Wenn England sogar im Fußball das Unmögliche schafft, warum sollte da der Prime Minister seine unbedeutenden Problemchen nicht auch lösen können?
Sagten wir: England? Klar. An England hat John Major ein Glückwunschtelegramm geschickt. Schottland bekam für sein 1:0 über die Schweiz nichts. Aber das sind Kleinigkeiten. Der Punkt ist: Er hätte dort sein müssen.
Heute ist in Florenz EU-Gipfel. Gegen Europa. Und in Wembley wird wieder gespielt. Gegen Spanien. Florenz ist blabla. Aber Wembley. Bloody hell: Geht er da wieder nicht hin, wird man annehmen müssen, er lasse England vollends im Stich. Womöglich geht Tony Blair diesmal! Geht Major hin, und sie gewinnen, merkt jeder, daß er ein Opportunist ist, der auf dieser Woge der nationalen Begeisterung seine Wiederwahl retten will. Geht er hin, und sie verlieren, ist eh alles zu spät.
Er hätte dort sein müssen. Major, man muß es leider so hart sagen, liebe Zuschauer, ist ein Rindvieh. pu
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