Die Gesellschaftskritik: Nichts Gutes kommt von oben
WAS SAGT UNS DAS? Asteroiden sind die größte Gefahr, sagen Astronomen – doch keiner will es hören. Der heutige erste Internationale Asteroidentag soll das ändern.
Astronomen müssen sich fühlen wie Kassandra: Sie warnen immer wieder vor der größten Gefahr für die Erde, werden aber nicht gehört. Die Menschen sind zu abgelenkt durch die Angst vor einem Grexit, der Ukrainekrise oder den Bluttaten des Islamischen Staats. Dabei sollten wir die Augen von diesen Schauplätzen weg zum Himmel richten. Dort lauert das unterschätzte Risiko: Asteroiden.
Es gibt etwa eine Million Felsbrocken in unserem Sonnensystem, die das Potenzial haben, auf der Erde einzuschlagen und eine Stadt zu zerstören. Bisher wurde aber nur ein Prozent entdeckt und kann beobachtet werden. Man schätzt, dass etwa 1.600 Asteroiden gefährlich werden könnten.
Um auf diese Gefahren aufmerksam zu machen, haben Wissenschaftler aus der ganzen Welt den ersten internationalen Asteroidentag ins Leben gerufen. Mit Aktionen in verschiedenen Museen auf der Welt und einer Erklärung, von hochrangigen Wissenschaftlern unterschrieben, wollen die Astronomen die Regierungen zum Handeln auffordern. Den 30. 6. haben sie dabei ganz bewusst als Asteroidentag gewählt: Am 30. Juni 1908 explodierte ein Asteroid knapp über der Erdoberfläche in Sibirien und entwurzelte Bäume im Umkreis von bis zu 30 Kilometern.
Doch ob die Aktionen ihr Ziel wirklich erreichen, ist fraglich. Zu selten blicken Politiker wie auch der Durchschnittsbürger von der Straße auf die Baustellen der Welt – die kleinen wie die großen. Es ist ähnlich wie in der US-Serie „Game of Thrones“: Während sich die Hauptfiguren durch ein kompliziertes Netz von Intrigen, Allianzen und Feindschaften kämpfen, bemerken sie nicht, dass sich im Norden eine riesige Armee von Eiszombies zusammengerottet hat, bereit, alles und jeden zu töten. Ähnlich ist das mit unseren menschengemachten Krisen und den Asteroiden.
Höchstwahrscheinlich wird der Aktionstag keine sofortigen Reaktionen der Regierungen hervorrufen, allerdings erinnert er uns daran, dass wir, bei all den Kriegen und dem Hass, doch eigentlich nur affenähnliche Wesen sind, die auf einem Felsbrocken durch das All schweben. Lou
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