ANDREA KARSTEN, SOZIALÖKONOMIN : Die Entwicklungshelferin
■ hat die Deutsch-Tansanische Partnerschaft aufgebaut und dafür das Bundesverdienstkreuz bekommen.Foto: Privat
Mit 49 Jahren fing das zweite Leben an – zumindest bei Andrea Karsten. Die Hausfrau und Mutter holte ein Studium nach und landete unversehens in der Entwicklungszusammenarbeit. Für den Aufbau der Organisation „Deutsch-Tansanische Partnerschaft“ (DTP), die den kulturellen Austausch mit der Verbreitung erneuerbarer Energien verbindet, hat sie jetzt das Bundesverdienstkreuz erhalten.
Als ihre vier Kinder 1991 aus dem Haus waren, schrieb sie sich an der inzwischen abgewickelten Hochschule für Wirtschaft und Politik im Fach Sozialökonomie ein. Eines Tages sah sie ein Plakat, das für die Möglichkeit warb, in Daressalam zu studieren. „Ich hatte eine Riesenlust auf Ferne“, erinnert sie sich. Zwar hatte sie sich in Hamburg auch in der Lokalpolitik engagiert, doch sei sie „intensiv in das Familienleben eingebunden“ gewesen. Ein Aufenthalt in Afrika bot ihr die Gelegenheit auszubrechen. „Das war ein Rollenwechsel durch Entzug“, sagt sie. Alle Familienmitglieder hätten plötzlich selbständig werden müssen.
Tansania ist für Karsten eine zweite Heimat. „Ich wusste gar nicht, dass es diese Welt gibt, wo die Menschen im Mittelpunkt stehen“, sagt sie. Sie sei beeindruckt gewesen „von diesen unglaublichen Frauen“, die sie dort traf, von deren Herzlichkeit, Großzügigkeit und Tüchtigkeit.
Nach ihrer Rückkehr begann sie Geld für ein Frauenzentrum zu sammeln. Aus diesem Engagement ging 1998 die DTP hervor. In Tansania war Karsten aufgefallen, dass Solarenergie trotz der idealen Bedingungen kaum in Gebrauch war. Mit zwei Zivildienstleistenden begann sie, die Sonnenenergie im Land zu verbreiten. Heute absolvieren jährlich 16 junge Deutsche ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr bei der DTP. Sie helfen beim Bau und der Wartung von Solaranlagen und leben mitten in der tansanischen Gesellschaft. 2010 schickt die DTP LehramtsstudentInnen nach Tansania. Zudem qualifiziert sie Tansanier.
Die DTP ist so gut gediehen, dass Karsten die Geschäftsführung aufgeben konnte. Als Ehrenvorsitzende entwickelt sie neue Projekte, etwa ein Prepaid-System für Solaranlagen, bei dem die nötigen Investitionen vorab angespart werden. KNÖ