■ Die CDU und Ihr Spitzenkandidat: Eberhard ist okay
Die CDU hat sich zusammengerauft. Mit Eberhard Diepgen will sie es im kommenden Wahlkampf noch einmal wissen. Trotz der Kritik, die hinter verschlossenen Türen am Landeschef geübt wird und die in letzter Zeit munter an die Medien weitergeliefert wurde. Der von vielen als arrogant und abgehoben beschriebene Landeschef aber ist für die Christdemokraten das einzige Zugpferd, sozusagen ihr Ersatz-Weizsäcker. Wie dieser bemüht sich Diepgen, die Rolle des gütigen Vaters zu spielen. Bislang wurde seine theaterreife Leistung von der Bevölkerung noch stets honoriert. Bei allen Umfragen schenkte sie ihm kräftige Sympathiepunkte.
Die allmächtige Medienpräsenz, die jedem Regierenden automatisch und unabhängig von seiner fachlichen Qualifikation zuteil wird, ist der CDU zum Verhängnis geworden. Die Kräfte, die mit ihrem Chef hadern, verschaffen sich mit kleinen Spitzen zwar gelegentlich Luft. Personelle Alternativen aber können auch sie nicht vorweisen. Ein Machtkampf kurz vor der Wahl – das hätte den Gepflogenheiten der Berliner CDU widersprochen. Im Gegensatz zur hiesigen SPD ordnen die Funktionäre noch stets die offene Selbstzerfleischung der Parteidisziplin unter. Diepgen soll nun mit Hilfe der Kanzlermethode den Amtssessel für weitere vier Jahre wärmen. Ein auf eine Person zugeschnittener Wahlkampf ist zwar kein Ausweis besonderer Originalität, aber immerhin die konsequente Umsetzung der bisherigen Politik. Denn inhaltlich und personell bietet die Hauptstadt-CDU kaum mehr als dürftige konservativ-bürgerliche Kost an. Immerhin ist die CDU so ehrlich, ihren Wählern nicht vorzugaukeln, daß da möglicherweise mehr wäre. Schon deshalb wird, ja muß sie Eberhard Diepgen nominieren. Severin Weiland
Siehe auch Bericht Seite 32
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