Die Bundeswehr und ihre Auslandstoten : KOMMENTAR VON BETTINA GAUS
Der Wehrbeauftragte des Bundestags hat selten Grund zur Freude. Mit weit über 5.000 Eingaben im Jahr muss er sich beschäftigen, und immer geht es nur um die Frage, ob und was schief gelaufen ist bei der Bundeswehr. Aber wenigstens über einen Vorschlag des christdemokratischen Verteidigungsministers konnte er sich kürzlich richtig freuen: nämlich über den, für getötete Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz ein Denkmal zu errichten. Das findet der sozialdemokratische Wehrbeauftragte eine gute Idee. Nichts Neues unter der Sonne also. Bei toten Soldaten haben deutsche Politiker schon immer gerne an Denkmäler gedacht.
Dabei gäbe es durchaus auch andere Möglichkeiten, für Bundeswehrangehörige etwas zu tun, die während eines Auslandseinsatzes ums Leben gekommen sind. Man könnte beispielsweise die Versorgung ihrer Hinterbliebenen weiter verbessern. Das würde allerdings mehr Geld kosten als ein Denkmal und hätte keinerlei symbolischen, gemeinschaftsstiftenden Wert. Vor einem Girokonto können keine Kränze niedergelegt werden.
Um Symbolik – und nur darum! – aber geht es bei dem Vorschlag, ein Denkmal zu errichten. Den Streitkräften soll sichtbar eine Sonderstellung im Staat eingeräumt werden. Auch Feuerwehrleute, Polizisten und Entwicklungshelfer sterben gelegentlich in Ausübung ihres Dienstes oder werden schwer verletzt. Wenn wirklich nur eine gefährliche Arbeit im Dienste der Allgemeinheit anerkannt werden sollte: wäre es dann nicht an der Zeit, den toten Helfern des Roten Kreuzes endlich einen großen Gedenkstein zu setzen?
Ein staatliches Denkmal ist immer eine politische Aussage. Die Bundeswehr als Friedensarmee: das wäre die Botschaft, die von einer solchen Ehrung für getötete Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz ausginge. Friedensarmee? Der Nato-Angriff auf Jugoslawien widersprach dem Völkerrecht. Über die Aktivitäten deutscher Elitesoldaten in Afghanistan weiß die Öffentlichkeit nichts. Den Soldaten ist daraus kein Vorwurf zu machen – das Primat liegt bei der Politik. Aber ein Denkmal hat die Militarisierung der Außenpolitik wahrlich nicht verdient.
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