■ Die Bundespost rät: Sparen, sparen!
Die Deutsche Bundespost, so eingangs die freudige Nachricht, hat ihre geduldigsten Kunden noch nicht gänzlich vergessen. An diesem Samstag wird in Zehlendorf nämlich das Post-Post-Zeitalter eingeläutet: In „Astrid's (sic!) Fotoshop“ zieht eine Postagentur ein. Keine brummeligen Beamten mehr, sondern Frau Astrid Godniak höchstpersönlich wird künftig Briefmarken verkaufen, Telegramme entgegennehmen und Bankgeschäfte tätigen. In einer „mindestens einwöchigen Schulungsphase“ werde ein „erfahrener Schalterbeamter“ die Inhaberin und ihre Mitarbeiter einarbeiten, beruhigt die Post. Gut so, das neue Postshopping! Im Ansatz zumindest. Denn wenn schon Sparen angesagt ist und reihenweise Postämter geschlossen werden, dann aber bitte richtig. Könnten nicht als nächstes die Briefträger ersetzt werden? Billige Kräfte stünden parat: die Kontaktbereichsbeamten der Berliner Polizei. Ortskundig sind sie, arbeitsam bekanntlich auch, und neugierig sowieso – der Schnüffel-Staat käme endlich einmal auf seine Kosten. Aber auch die Kommunen sollten dem lobenswerten Beispiel der Bundespost folgen. Klagen sie nicht über steigende Verschuldung? Warum nicht mit dem Rotstift in den Bildungsanstalten beginnen und die Lehrer in den wohlverdienten Dauerurlaub schicken? Wozu brauchen wir noch Schulen, wenn es die Videoshops in Einkaufszentren auch täten? Allseits audiovisuell gebildete Kids kämen selbst der Bundespost zugute. Schließlich kann nicht schreiben, wer auch nicht lesen kann. Den postalischen Klimbim vergangener Zeiten – Briefe und dergleichen – wäre man endlich los. Und auch „Astrid's Fotoshop“ könnte, zu guter Letzt, ein paar Angestellte entlassen. Severin Weiland
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