: Die Bahn steht kopf
■ Die Bahn AG war noch nie so schlecht wie heute. Für Bahnchef Ludewig steht morgen aber kein Rauswurf bevor
Endlose Verspätungen, verdreckte Züge und gestreßtes Personal: Bei der Deutschen Bahn AG funktionieren nur noch die Fahrpreiserhöhungen. Seit der Katastrophe von Eschede reißen die Negativschlagzeilen nicht mehr ab. Schuld daran sollen die Mitarbeiter sein, hat Bahnchef Ludewig entdeckt und verlangt „mehr Eigeninitiative vor Ort“. Noch im Dezember will er ein neues Sofortprogramm für mehr Pünktlichkeit und Service starten. Inzwischen erreichen nur noch 85 Prozent aller Fernzüge pünktlich ihr Ziel. Im Nahverkehr ist die Bahn im „Deuschen Kundenbarometer“ auf den letzten Platz zurückgefallen. Und für den Weihnachtsverkehr drohen die Eisenbahner mit der Verweigerung von Überstunden und Zugausfällen.
Für CDU-Mitglied Ludewig soll das – vorläufig – noch ohne Konsequenzen bleiben. Auf der morgigen Aufsichtsratssitzung stehen Personalentscheidungen nicht auf der Tagesordnung. Bundesverkehrsminister Franz Müntefering (SPD) will offenbar nicht in den Ruch kommen, einen neuen Chef nach dem Parteibuch zu erwählen. Erst wenn im nächsten Frühjahr die nächste Bahnbilanz gezogen wird, könnte Ludewig den Führerstand verlassen müssen.
Tagesthema Seite 3
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