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■ Die Bahn hat keine BotschaftWeiß bleibt weiß

Angst geht um in der Chefetage der Bahn. Seit der Erfindung der Eisenrösser hat es für Maler noch nie eine so große Herausforderung gegeben wie jetzt die großen weißen Flächen des InterCity Express (ICE). Der Traum eines jeden Künstlers: Sein Werk saust mit 250 Kilometern in der Stunde über Land und Viadukte. Doch diese Art der Selbstverwirklichung sollen 25 Wachleute verhindern. Kein Sprayer soll nachts im Grunewald auf dem ICE „Havelland“ die Botschaft hinterlassen: „Ick bin ein Bärliner.“ Auch „Andreas Schlüter“, im 18. Jahrhundert am Umbau des Berliner Schlosses beteiligt, soll auf keinen Fall etwa die Feststellung „Die Staatskanzlei war teuer“ mit Hochgeschwindigkeit nach München bringen. Um den weißen Riesen zu schützen, zahlt die Reichsbahn eine halbe Million Mark.

Etwas einfallslos. Nahverkehrsunternehmen haben längst begriffen, daß farblich geschickt abgestimmte Bezüge viel wirkungsvoller „Edding-Attentate“ verhindern als Schutzmänner und Strafen. Und um dem Reiz des Verbotenen zu entgehen, haben beispielsweise die Hamburger schon vor fünf Jahren acht U-Bahn-Züge anmalen lassen – dieser Tage fährt ein Graffiti-Bus durch die Hansestadt. Sponsoren stehen Schlange. Doch was fällt dem Bundesbahnchef ein: Wenn der ICE über den Atlantik schwimmt, um in den USA die Werbetrommel zu rühren, ist er nichtssagend weiß – statt bunt wie die Berliner Mauer, deren Teile drei Jahre zuvor den gleichen Weg genommen hatten. Dabei könnte die „Werbefläche ICE“ das Defizit der Bahn mildern. Wenn Dürr den potientiellen Werbeträger schon nicht vermieten will, könnte er wenigstens einen Triebwagen mit der Parole nach Bonn schicken: „Theo, gib uns Geld!“ Doch weiß bleibt weiß – die Bahn hat keine Botschaft. Dirk Wildt

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