■ Die Bahn führt ein neues Preissystem ein:: Danke für den Werbegag
betr.: „Run auf Bahntickets“, taz vom 4. 11. 02
Warum wird dieser Schwachsinn der Bahn unkommentiert abgedruckt? Wenn Reisende Anfang November Tickets für Weihnachten kaufen, ist das doch kein Beweis, dass das neue Preissystem angenommen wird. Was sollen Reisende denn machen, als sich Tickets zu kaufen. Und wenn die Bahn diese erst ab Anfang November verkauft, tun die Kunden das notgedrungen, und nicht, weil sie von den Angeboten der Bahn so begeistert sind.
Ich versuchte das Kartenkaufen am Samstag zunächst per Internet: Da gibt es Tickets für nach dem 15. 12. aber leider erst ab Anfang Dezember zu kaufen. Und mit alter Bahncard auch dann nur einzeln – es ist zukünftig also unmöglich, für zwei Personen ein Ticket mit Platzreservierung im Internet zu kaufen, wenn man seine gültige „alte“ Bahncard nutzen will! Also dann Telefon: Den ganzen Samstag lag eine „interne Störung“ vor. Dann noch ein Versuch bei der DB-Nachtzug. Die Kosten für ein Ticket für den 21. 12. mit alter Bahncard konnten nicht angegeben werden. Gut, dann also auf zum Bahnhof: Am Automaten gibt es keine Tickets für Reisen mit der alten Bahncard! Und am Schalter standen hunderte vom neuen Preissystem begeisterte Menschen – da mein Zug fuhr, konnte ich mich nicht unter sie mischen.
Wieder in Köln, kaufte ich ein Ticket für den 22. 12. mit alter Bahncard. Meine Frage, wie teuer das jetzt im neuen Preissystem wäre, konnte man mir nicht beantworten, denn ich hatte ja keine Rückfahrt mitgebucht. Und der Preis ist von Zug zu Zug und von Tag zu Tag unterschiedlich. Ach ja. So einfach sind also die neuen Preise, sie gelten teilweise nur bei gleichzeitiger Hin- und Rückfahrt und sie gelten nur für ein Kontingent an Karten. Sie sind also ein Sonderangebot! Ganz egal wann ich buche, kann das schon ausverkauft sein. Es stimmt eben nicht, dass ich in einem festgelegten Zeitraum auch tatsächlich billigere Karten buchen kann. Nie war Bahnfahren billiger und nie waren die Preise transparenter – schönen Dank für diesen Werbegag. Die Frau am Schalter sagte mir, das hätten die Kunden „so gewollt“ – da hat man ihr ja was besonders Feines beigebracht!
Was mich besonders ärgert, ist, dass die Bundesregierung das Heft des Handelns in Sachen Bahn nicht endlich wieder in die Hand nimmt. Warum schaut der Besitzer der Bahn einfach zu, wenn diese von ihren Managern aus der Auto- und Flugindustrie jede Flexibilität geraubt wird und damit Autofahren weiter attraktiviert wird? Verkehrswende? Eingeleitet von der CDU, bruchlos fortgesetzt von Rot-Grün? DIRK BRÄUER, Köln
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