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■ Die AnderenZum Staatsbesuch des chinesischen Präsidenten in den USA schreibt "La Stampa" / Die "Jakarta Post" zu den Folgen der amerikanisch-chinesischen Annäherung / "Le Figaro" über das Gipfeltreffen Bill Clinton - Jiang Zemin

Zum Staatsbesuch des chinesischen Präsidenten in den Vereinigten Staaten schreibt die Turiner „La Stampa“: Bill Clinton und Jiang Zemin streiten vor den Journalisten über Menschenrechte, und die große chinesisch-amerikanische Partnerschaft startet trotz der grandiosen Szenerie und der 21 Kanonenschüsse mit einem deutlichen Mißton. In einem anderthalbstündigen Gespräch im Weißen Haus haben die zwei Führer an der Schwelle zur Jahrtausendwende den Grundstein für ein neues strategisches Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten und China gelegt. Es wird jährliche Gipfeltreffen geben, zwischen Washington und Peking wird eine Hotline geschaltet, und Amerika und China wollen militärisch enger zusammenarbeiten, um die Stabilität des asiatischen Kontinents und des Pazifikraums zu gewährleisten. Aber die Frage der Menschenrechte erschwert die Beziehungen – und wird dies auch weiterhin tun.

Die in Jakarta erscheinende „Jakarta Post“ äußert sich skeptisch zu den Folgen der amerikanisch-chinesischen Annäherung: Hiesige Analytiker meinen, daß die meisten Länder im asiatisch-pazifischen Raum zwar verbesserte Beziehungen zwischen Peking und Washington erwarten. Aber diese Länder wünschen nicht, daß sich die chinesisch-amerikanischen Beziehungen so entwickeln, daß es den amerikanischen Sicherheitsschirm in der Region in Frage stellen könnte. Wenn das eintreten sollte, würde ein modernes, mächtiges China von Nachbarländern mehr als Bedrohung denn als Freund gesehen werden, während die USA Verbündete würden, denen man nicht vertrauen kann.

„Le Figaro“ aus Paris sieht in dem Gipfeltreffen zwischen Bill Clinton und Jiang Zemin einen Schritt in Richtung Normalisierung: Auf protokollarischer Ebene hat der chinesische Präsident das erreicht, wozu er in die Vereinigten Staaten gereist war: um sich von Clinton als Mann auf dem Gipfel seiner politischen Karriere bestätigen zu lassen und die Anerkennung Chinas als aufsteigende Macht zu erreichen. Der Konflikt von 1989 ist zwar nicht beigelegt – beide Präsidenten haben auf ihrer abschließenden Pressekonferenz eine widersprüchliche Darstellung der Ereignisse auf dem Tiananmen-Platz gegeben –, aber das Wesentliche ist trotz dieser Unstimmigkeit nicht zu übersehen: Die Bande zwischen den USA und China sind offiziell wieder angeknüpft. Dafür wurde es auch Zeit. Die Einrichtung eines heißen Drahts zwischen Washington und Peking zeigt im nachhinein, wie schlecht die Beziehungen seit 1989 waren. Selbst auf dem Höhepunkt der Konfrontation mit dem Exrivalen Sowjetunion hatte der Amtsinhaber im Weißen Haus eine direkte Leitung zum Kreml behalten.

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