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■ Die Anderen"Le Monde" zur neuen Kraftprobe zwischen dem irakischen Staatschef Saddam Hussein und der UNO / "Jedioth Achronot" kommentiert den neuen Konflikt zwischen USA und Irak / "Liberation" kommentiert den drohenden Fernfahrer-Streik

Die Pariser Tageszeitung „Le Monde“ meint zur neuen Kraftprobe zwischen dem irakischen Staatschef Saddam Hussein und der UNO: Bei Saddam Hussein gibt es keine Überraschungen: Der irakische Präsident straft jene, die meinen, er handele selten im Interesse seines Volkes, fast niemals Lügen. Er hat dies erneut bewiesen, indem er die UNO und die Vereinigten Staaten genau in dem Moment herausforderte, in dem einige Mitglieder des UN-Sicherheitsrates – darunter Frankreich – sich für eine Lockerung der Sanktionen gegen Irak einsetzten. Saddam hat seine „Linie“ eingehalten: Der Mann, der die Geschicke eines Volkes leitet, das auf eine mehrere tausend Jahre alte Geschichte zurückblickt und das reich an Boden und Bodenschätzen ist, treibt die Bevölkerung mit einer ebenso bemerkenswerten wie tragischen Beständigkeit ins Unglück.

Die israelische Tageszeitung „Jedioth Achronoth“ kommentiert den neuen Konflikt zwischen USA und Irak: Man kann sich angesichts der Bilder und Stimmen aus Bagdad eines Gefühls von „Déjà-vu“ nicht erwehren. Saddam Hussein spielt wieder das alte Spiel mit dem Feuer und bewegt sich am Rande des Abgrunds. Wird das Kriegsspiel auch diesmal mit Zerstörung und Tod enden? Werden auch diesmal wieder die Kanonen den Streit entscheiden? Es ist unwahrscheinlich. Die alte Koalition, die zu Beginn der 90er Jahre die Militäroperation gegen den Irak unterstützte, existiert nicht mehr. Ägypten und Syrien sind ausgeschieden, auch Rußland und Frankreich warnen vor einer gewaltsamen Lösung des neuen Konflikts. Überdies steht den USA diesmal keine Vorbereitungszeit von sechs Monaten zur Verfügung, um eine so große Truppe in der Wüste aufzustellen, daß der Erfolg einer Operation im voraus gewiß wäre. Ein kurzer Bestrafungsschlag ist zwar möglich, wahrscheinlich nur aus der Luft, aber es wird ganz sicher keine Bodenoperation geben. Eine andere Möglichkeit ist ein diplomatischer Zermürbungskrieg, deren sichere Opfer die Vereinten Nationen und die internationale Zusammenarbeit wären.

Die Pariser „Libération“ kommentiert den drohenden Fernfahrer-Streik: Es muß schon erhebliche Störungen im Königreich des Schwerlastverkehrs geben, wenn die soziale Misere der französischen Fernfahrer genau ein Jahr nach der großen Blockade vom November 1996 wieder an die Oberfläche kommt. In einem solchen Konflikt privaten Rechts hat die Regierung nicht zu intervenieren, zumindest dem Prinzip nach. Sie riskiert, sich als Gefangene eines Konfliktes wiederzufinden, dessen wirtschaftliche und selbst diplomatische Konsequenzen erheblich sind. Vor einem Jahr hat (der damalige konservative Premier) Juppé die schmerzliche Erfahrung gemacht. Die Lektion hat gesessen.

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