■ Die Anderen: "Die Weltwoche" (Zürich) zu Irak/USA / "L'Yvonne Republicaine" (Auxerre), linksliberale Regionalzeitung schreibt zu den Spannungen zwischen Irak und den USA / Die "Frankfurter Rundschau" schreibt zum Thema
„Die Weltwoche“ (Zürich) zu Irak/USA: Auf Saddam Hussein ist Verlaß. Er hält die irakischen Völker mit blutiger Knute nieder, rüstet seinen Geheimdienst hoch, während Tausende verhungern, und zieht sich mit dosierter Provokation gerade wieder einen Fieberschub westlicher Feindseligkeit zu.
Weit irritierender ist die Politik Amerikas. Wer als Super-Weltmacht Politik machen (und Maßstäbe setzen) will, sollte dafür ein Konzept haben. Im Falle Saddams, mit kühlem Kopf gedacht: Entweder kommt man mit ihm zu einem schnellen Ende – oder man stellt zum Irak und zu seinem Herrscher normale Beziehungen her. Wo holen sich die Amerikaner das Recht, unter der Etikette Weltgemeinschaft eine Nation sieben Jahre lang auszuhungern, nachdem sie Saddam, auch ihr Geschöpf, nicht von der Macht vertrieben haben?
Washington hat kein Konzept für Nahost. Es sei denn, das irakische Öl nicht auf den Markt zu lassen, einen Fuß in Saudi-Arabien zu behalten und Israel blind in jedes Abenteuer zu folgen. Das fügt dem Frieden und dem Bild des Westens unermeßlichen Schaden zu. Europa sollte sich sehr schnell eine eigenständige Außenpolitik zulegen.
„L'Yvonne Republicaine“ (Auxerre), linksliberale Regionalzeitung, schreibt zu den Spannungen zwischen Irak und den USA: Saddam Hussein hat die Gabe, alle gegen sich zu einen. Sieben Jahre (nach dem Golfkrieg) könnte er eigentlich eine Lockerung des Wirtschaftsembargos erreichen, das sein Volk verheert. Doch er reiht weiterhin Provokationen und Angebereien aneinander. Da sie den Krieg nicht bis zum Ende geführt und Saddam Hussein endgültig eliminiert haben, müssen die „Golfkriegsalliierten“ weiterhin versuchen, den Diktator zu beherrschen. Zum größten Schaden für sein Volk, das an Krankheiten und Hunger stirbt, und dem er nur Gewalt und Unglück verspricht.
Die „Frankfurter Rundschau“ schreibt zum Thema: Eigentlich wollte Iraks Diktator nur die USA treffen, einen endgültigen Keil in die Golfkriegsallianz treiben und bei der Gelegenheit all die waffenproduzierenden Maschinen beiseite schaffen, die von den Inspektoren der Vereinten Nationen unter Überwachung gestellt wurden.
Doch nun geht es um mehr. Das Schicksal der UN steht auf dem Spiel, wenn der Sicherheitsrat heute über die Lage berät. Gelingt es nicht, Bagdad zur Erfüllung der UN-Beschlüsse zu bewegen oder einer Weigerung mit schmerzhaften Maßnahmen zu begegnen, dann werden die UN so viel an Glaubwürdigkeit und Gewicht verlieren, daß ihre Rolle als Vermittler und Friedensstifter nachhaltig, wenn nicht sogar endgültig beschädigt sein dürfte.
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