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■ Die AnderenDer "Guardian" begrüßt den Kompromißvorschlag von London und Dublin für Nordirland / Der "Standard" äußert sich skeptischer über die Nordirland-Gespräche / Die dänische Tageszeitung "Aktuelt" kommentiert zu Algerien

Der „Guardian“ begrüßt den Kompromißvorschlag von London und Dublin für Nordirland: Vielleicht bewegen die Gespräche sich zum ersten Mal vom bloßen Verfahren zu wirklicher Substanz – vom Prozeß zum Frieden. Der Trick wird sein, wie beide Konfliktparteien die Zugeständnisse an die andere Seite akzeptieren können. Es ist zu hoffen, daß beide in dem Plan das Beste erkennen und ihn sogar als einen Schritt zu ihrem Ziel sehen. Nationalisten könnten den Rat der Britischen Inseln schlucken – in der Annahme, daß auch die alltägliche Zusammenarbeit zwischen Dublin und Belfast sich von selber festigen wird. Unionisten könnten grenzüberschreitenden Ausschüssen zustimmen, wenn sie als nur eines von vielen Bindegliedern heruntergespielt werden. Beide Seiten könnten ihre Zukunft als kleinere Nationen in Europa begreifen, wo das alte Vereinigte Königreich oder ein neuer Rat allmählich an Bedeutung verlieren.

Der Wiener „Standard“ äußert sich skeptischer über die Nordirland-Gespräche: Die Bilanz der ersten vier Monate war eher ernüchternd: Bis auf einige prozedurale Fragen ist kein Kernproblem überhaupt auf den Verhandlungstisch gelangt, und die noch vor kurzem hoffnungsvolle Atmosphäre in Ulster hat nach der jüngsten Welle der Gewalt erneut der Resignation Platz gemacht. Die Zukunft Nordirlands hängt davon ab, ob rasch eine Friedensformel gefunden werden kann, mit der katholische Nationalisten und protestantische Unionisten gleichermaßen leben können. Weitgehende Einigkeit herrscht darüber, daß jede Lösung sowohl regionale Autonomie, wie es sich die Protestanten wünschen, als auch die von den Katholiken geforderte Mitsprache Dublins enthalten muß. Doch der Teufel liegt im Detail. Der wahre Test der britischen Nordirland-Diplomatie hat erst begonnen.

Die dänische Tageszeitung „Aktuelt“ kommentiert zu Algerien: Wären Weiße von den blutigen Massakern in Algerien betroffen, hätte die westliche Welt ohne Zweifel längst reagiert. Aber die Grausamkeiten spielen sich in einem arabischen Land ab, so daß kein westlicher Staat geneigt ist, sich einzumischen. Im Augenblick können die USA, die UN oder die EU aber auch nichts anderes tun, als Druck für die Aufnahme eines Dialogs zwischen Militär und Parteien auszuüben. Die demokratische Struktur muß wiederhergestellt werden, was die Zulassung der islamischen Partei und die Freilassung politischer Gefangener beeinhaltet. Algerien muß wissen, daß die Staatengemeinschaft zur Hilfe bereit ist, wenn das Land sich helfen läßt. Man braucht jetzt nicht Waffen oder Sanktionen, sondern diplomatische Flexibilität sowie anhaltenden und spürbaren Druck auf den Teil des Machtapparates, der immer noch glaubt, daß man Gewalt mit Gewalt begegnen muß.

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