■ Die Anderen: Die „Times“ zum kurzen Ausschluß von Sinn Fein von den Friedensverhandlungen / „Le Monde“ zur Vermittlungsmission von Kofi Annan in Bagdad / „Liberation“ meint zum möglichen Krieg gegen den Irak... / „B.Z.“ zu Olympia
Die „Times“ (London) zum kurzen Ausschluß von Sinn Féin von den Friedensverhandlungen: Die Regierung signalisiert nicht, daß Gewalt nicht hingenommen wird. Sie verhält sich wie ein überbesorgter Lehrer, der nur so tut, als verurteile er jemanden, gleichzeitig aber sehr besorgt ist, daß der Übeltäter nur ja nicht durch eine exemplarische Strafe ,entfremdet' wird. Durch ihre schwächliche Reaktion haben London und Dublin klargemacht, daß sie um jeden Preis die Beteiligung von Terroristen an einer Friedensregelung wünschen, ganz egal, welche Grausamkeiten sich zutragen mögen. Damit verstärkt sich die Überzeugung, daß Gewalt oder auch schon die Drohung mit Gewalt jede Art einer Lösung mitbestimmt.
„Le Monde“ (Paris) schreibt zur Vermittlungsmission von UN-Generalsekretär Kofi Annan in Bagdad: Annan muß Erfolg haben, weil die Alternative – eine oder mehrere Bombardierungen – keine ist: Die Anwendung von Gewalt garantiert in keiner Weise, daß die biologischen und chemischen Waffen, die Saddam Hussein zu verstecken verdächtigt wird, zerstört werden. Sie stellt im Gegenteil ein Maximum an Gefahren dar. Die irakische Zivilbevölkerung kann schwere Verluste erleiden. Die Bombardierungen können bestimmte todbringende Stoffe in der Atmosphäre freisetzen. Mit Sicherheit werden die Angriffe die Spannungen in einer Region verschärfen, die diese nicht gebrauchen kann. Einmal den Finger im Räderwerk der Gewaltanwendung, können die Vereinigten Staaten in eine Eskalation hineingerissen werden, deren Ausgang nicht zu erkennen ist.
„Libération“ (Paris) meint, der Krieg gegen den Irak sei diesmal im Gegensatz zu 1991 nicht gerechtfertigt: Muß man ein zweites Mal dem Militär- und Medienschwindel des Golfkrieges erliegen, mit chirurgischen Schlägen auf Videoschleifen, martialischen CNN- Jingles, Gasmasken vor den Gesichtern, Flugzeugträgern, die die Fluten teilen, triumphierenden Kommuniqués und massiver Desinformation? Das erste Mal, wenn man es sagen darf, mußte man sich dem fügen. Es war ein Fall höherer Gewalt. Diesmal hat sich alles geändert. Zwischen den zwei Golfkriegen gibt es einen Unterschied, der sich in wenige Worte fassen läßt: Der von 1991 war gerechtfertigt, der von 1998 ist es nicht.
„B.Z.“ (Berlin) zu Olympia: Mit einer bunten, traditionellen Feier schließt Nagano seine Olympiatore. Japan schrieb sich die „Spiele, die von Herzen kommen“ auf die Fahne. Olympia ist nicht nur die Jagd auf Medaillen. Obwohl es für Deutschland die beste Jagd aller Zeiten war. Olympia hat mal wieder gezeigt, daß der Sport auch eine Botschaft hinaus in die Welt trägt: Friedlich miteinander zu streiten. Winterspiele in Nagano – ein gelungenes Zeichen des Friedens.
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