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■ Die Anderen"La Repubblica" kommentiert die Wahlen in Niedersachsen / "Les Dernieres Nouvelles d'Alsace" schreibt zu den Verhandlungen im UN-Sicherheitsrat über eine neue UN-Resolution / "Le Journal du Dimanche" zur Euro-Qualifizierung...

„La Repubblica“ aus Rom kommentiert die Wahlen in Niedersachsen: Erstmals in der Geschichte der deutschen Demokratie kommt einer Regionalwahl die entscheidende Rolle der amerikanischen Vorwahlen zu: Vom Votum, zu dem heute etwa sechs Millionen Niedersachsen aufgerufen sind, hängt die letzte Entscheidung der SPD über ihren Kandidaten für das Kanzleramt ab. Es geht also um den politischen Führer, der bei den Bundestagswahlen im September versuchen wird, den Kanzler der Wiedervereinigung vom Thron zu stoßen und damit zugleich die älteste Partei der Linken in Europa aus dem Ghetto der Opposition zu führen, und das 16 Jahre nach Helmut Schmidt. Dennoch handelt es sich in Niedersachsen nicht nur um eine regionale Auseinandersetzung zwischen Helmut Kohl und der Linken, sondern auch und vor allem um einen Test im Kampf der beiden Seelen innerhalb der deutschen Linken.

„Les Dernières Nouvelles d'Alsace“ aus Straßburg schreibt zu den Verhandlungen im UN-Sicherheitsrat über eine neue UN-Resolution: Kafkaesk! Kofi Annan kehrt als Held aus Bagdad zurück mit einem Abkommen in der Tasche, und man ist ihm dankbar dafür, daß er das Image der UNO aufpoliert hat. Aber sofort fällt die New Yorker Organisation wieder in ihre alten Schwächen zurück mit einem Sicherheitsrat, der unfähig ist, die rasche Resolution zu beschließen, die Irak auf Kurs halten würde. Warum solches Zaudern, warum diese Meinungsverschiedenheiten innerhalb des UN-Exekutivorgans? Die Suche nach bakteriologischen Waffen und die Kontrolle der berüchtigten „Präsidentenpaläste“ scheint zweitrangig zu sein oder als Vorwand zu dienen. Andere Interessen stehen auf dem Spiel. Die der „Zeit nach dem Embargo“ Die Interessen in Verbindung mit dem Erdöl.

Die Sonntagszeitung „Le Journal du Dimanche“ aus Paris schreibt zur Euro-Qualifizierung der meisten EU-Staaten: Sie haben es alle geschafft. Elf von elf. Wie ein Jahrgang guter Schüler, die nach Jahren der Vorbereitung die Aufnahme an einer Elite-Hochschule erreichen. Die elf Kandidaten-Länder für den Euro werden zugelassen. Und niemand schreit Sieg. Die Regierungen zögern, einen Erfolg zu feiern, der Zehntausende Arbeitslose am Straßenrand zurückgelassen hat.

Doch trotz der vorhersehbaren Unannehmlichkeiten bei den Wahlen, trotz der vom Volk verlangten Opfer haben sich die elf Staaten gut gehalten und gezeigt, daß das möglich ist, was viele für nicht machbar hielten: die Tendenz der Haushaltsdefizite umzukehren, die seit der Nachkriegszeit Europa schwächt. Niemals wurde ein solcher politischer Wille mit einer solchen Konsequenz verfolgt. Das ist selten. Aber Europa entsteht nur mit diesem Willen.

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