■ Die Anderen: "Berliner Zeitung" verteidigt Maler Heisig / "Die Zeit" zur Lage der Finanzmärkte / "Neues Deutschland" kommentiert DDR-Dopingprozeß / "Tagesspiegel" kommentiert die Medienpolitik der Ministerpräsidenten
Die „Berliner Zeitung“ verteidigt den Maler Bernhard Heisig: Erst in den Jahren nach 1978 schuf Heisig die Gemälde „Ardennenschlacht“, „Die Festung“ und erst ganz spät das Bild des alten Mannes mit dem gelben Stern: „Aber Gott sieht zu, Herr Offizier...“ Die Bilder verzichten auf jede einfache Botschaft, und genau deshalb gehören sie in den künftigen Deutschen Bundestag, und zwar in die Eingangshalle. Aber eine solche Biographie habe dort nichts zu suchen, erregt sich der kulturpolitische Sprecher der Berliner CDU und setzt hinzu: „Wollen Sie etwa einem Gast aus Israel erklären, dieses Bild wurde von einem ehemaligen Mann der Waffen-SS gemalt?!“ Doch, genau das wollen und müssen wir einem israelischen Gast erklären: Hier hängt das Gemälde eines Mannes, der sich irrte, sich zu diesem Irrtum bekannt und ein Leben lang daran gearbeitet hat, sich und anderen darüber Rechenschaft abzulegen.
„Die Zeit“ äußert sich skeptisch zur Lage der Finanzmärkte: Die Risiken sind größer, als die Propheten des Aufschwungs vorgeben. Gerade in jüngster Zeit haben die Spekulanten demonstriert, daß sie noch so kleine Gewinnabstriche mit kräftigen Kursabschlägen bestrafen. Wenn dann noch – im Zeitalter globaler Finanzmärkte – die Libido von Bill Clinton mehr zählt als nackte Wirtschaftsdaten, gerät die schöne Börsenwelt ganz schnell in Unordnung.
„Neues Deutschland“ kommentiert den DDR-Dopingprozeß: Daß DDR-Trainer und -Mediziner vor Gericht stehen, wird von vielen Ostdeutschen als ungerecht empfunden. Allein der Umstand, daß gewagte juristische Konstruktionen erfunden wurden, während westdeutsche Dopingtäter unbehelligt bleiben, nährt Zweifel. Wer allerdings behauptet, die DDR-Sportfunktionäre hätten einzig Frohsinn unter der Jugend verbreiten wollen, sollte sich an die Formel von den Diplomaten im Trainingsanzug erinnern. Gedopt wurde nicht, um eine Kreisspartakiade zu beleben, sondern um den Wettlauf mit dem Klassengegner zu gewinnen. Die Dopingprozesse sind politische Prozesse, weil sie in diesem Kontext stehen.
„Der Tagesspiegel“ kommentiert die Medienpolitik der Ministerpräsidenten: Die Rundfunkordnung der Bundesrepublik steht vor einschneidenden Weichenstellungen. Doch wichtige Fragen wurden wieder vertagt. Die fragliche Aufhebung der 20-Uhr-Werbegrenze für ARD und ZDF, um die es wieder mal ging, ist ein alter Hut. Das weltweite Kommunikationsgeschäft hält seitdem neue Dauerbrenner bereit. Sie drohen sich den nationalen Regelungsmechanismen zu entziehen. Wie halten wir es mit dem digitalen Zugang in die Kabelnetze? Die meisten Antworten dürften in Zukunft die Rundfunktechniker, nicht die Chefs der Staatskanzleien vorgeben. Soll das gut sein?
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