■ Die Anderen: Zum Prozeß gegen den Nazikollaborateur Papon schreibt "Le Figaro" / "Le Monde" kritisiert die Amtsführung von Boris Jelzin
Zum Prozeß gegen den Nazikollaborateur Papon schreibt „Le Figaro“: Zu was wird der längste Prozeß in der Geschichte Frankreichs gut gewesen sein? Sicherlich dazu, die Augen zu öffnen. Frankreich befaßt sich gern mit seiner Vergangenheit. Fasziniert vom eigenen Nabel, lebt es sogar in der Geschichte. Aber bisher begeisterte es sich vor allem für seine ruhmreichen Stunden, als es glaubte, der ganzen Welt Befehle erteilen zu können. Dagegen zog es es vor, über die düsteren Seiten schnell hinwegzulesen. Seit einigen Jahren ist das anders. Mag man auch von Masochismus, Selbstverleugnung oder Selbsthaß sprechen, es ist ein Glück, daß Frankreich endlich sich selbst ins Gesicht schaut. Mit Makeln auf der Stirn. Man braucht die Pflicht zur Erinnerung nicht in kollektive Hysterie zu verwandeln. Nach 50 Jahren ist es zu spät, noch Angst vor der Wahrheit zu haben.
„Le Monde“ kritisiert die Amtsführung von Boris Jelzin: Es sind unübersehbare Mengen an Energie und Dollar in den Kämpfen zwischen den Clans verschwendet worden, die das System hervorgebracht hat. Das System der Allmacht eines Mannes, Boris Jelzin, der sich unter dem Beifall des Westens die Verfassung auf den Leib geschneidert hat, aber dessen Neigung zum Alkohol und dessen nachlassende Kraft ihn zu einem Spielzeug seiner Umgebung und seiner eigenen Triebkräfte macht.
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