■ Die Anderen: Die "Financial Times" fordert, die Atomtests auf die Tagesordnung des G-8-Gipfels zu setzen / Die "Südwest Presse" über Lothar Matthäus / Die "Leipziger Volkszeitung" fordert von der SPD ein klares Bekenntnis zu Innovationen
Die „Financial Times“ fordert, die Atomtests auf die Tagesordnung des G-8-Gipfels zu setzen: Der indische Atomtest ist gefährlich und töricht zugleich. Er erhöht die Spannungen mit Pakistan und in der gesamten Region. Er wirft auch quälende Fragen über die neue Koalitionsregierung in Indien auf. Der Nukleartest muß nun ganz oben auf die Tagesordnung des Gipfels der G-8-Staaten in Birmingham rücken. Es ist wichtig, daß sich alle Teilnehmer auf eine scharfe Verurteilung des indischen Vorgehens einigen. Es wäre dabei hilfreich, wenn Rußland sicherstellen würde, daß Indien die Botschaft auch versteht. Die USA sollten die von ihr vernachlässigte Region zu einem zentralen Punkt ihrer Außenpolitik machen.
Die „Südwest Presse“ erkennt in der erneuten Nominierung des Ex-Nationalspielers Lothar Matthäus einen Akt sportlicher Vernunft: Das Gros der Fußballnation hat ihm die Absolution erteilt, also wollte auch der sonst so grundsatztreue Bundestrainer Berti Vogts die Hand zur Versöhnung nicht verweigern: Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, vor dreieinhalb Jahren als Querulant unrühmlich aus dem Kreis der Elitekicker ausgeschieden, gehört im hohen Fußballalter von 37 Jahren nochmals zur ersten Wahl, die Deutschland bei der Weltmeisterschaft in Frankreich vertritt. Natürlich liegt es jetzt nahe, Vogts als Umfaller zu kritisieren. Doch die Entscheidung verdient Respekt. Der Sinneswandel basiert auf sportlicher Vernunft. Denn fünf Wochen vor dem WM-Start fehlt dem Bundestrainer der Abwehrchef. Da konnte und wollte er Matthäus' konstante Empfehlungen auf dem Rasen nicht länger ignorieren. Bleibt zu hoffen, daß sich der Schulterschluß der Vernunft positiv auswirkt. Es liegt nun an Matthäus, Taten sprechen zu lassen. Zudem hat er die Chance, sich als Mann der Rekorde doch noch standesgemäß von der großen Fußballbühne zu verabschieden.
Die „Leipziger Volkszeitung“ fordert von der SPD ein klareres Bekenntnis zu Innovationen: Jeder dritte Sozialhilfeempfänger in Deutschland ist minderjährig. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Zahl der Sozialhilfeempfänger verdreifacht. Diese Zahlen des Statistischen Bundesamtes unterstreichen die Notwendigkeit eines Wechsels der Politik hierzulande. Den Problemen von heute stehen die Verteidiger des Gestern und die Beschwörer des Morgen gegenüber. Die einen hatten ihre Chance und haben sie – für viele fühlbar – nicht ausreichend genutzt. Dann sollen es mal die anderen machen, sagen viele Bürger. Frei nach dem Motto der Bremer Stadtmusikanten: Etwas Besseres als den Tod finden wir allemal. Die SPD täte – aufgrund vielfältiger Erwartungen und noch so mancher blanker Programmstelle – gut daran, ihr Bekenntnis zu mehr Innovation noch gründlicher durchzubuchstabieren.
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