■ Die Anderen: „Corriere della Sera“ kommentiert den Staatsbesuch von Clinton in China / „Le Monde“ begrüßt Clintons Kritik an der chinesischen Regierung / „Dernieres Nouvelles d'Alsace“ wundert sich über die Freilassung von ... Hooligans in Deutschland
Die Mailänder Zeitung „Corriere della Sera“ kommentiert den Staatsbesuch von US-Präsident Clinton in China: Niemand kann voraussehen, ob Jiang Zemin ein neuer Gorbatschow werden wird und ob die Chinesische Mauer fallen wird wie die Mauer in Berlin. Doch die Ziele Clintons in Asien sind dieselben, die Reagan vor zehn Jahren in Europa verfolgte: militärische Sicherheit und politische und wirtschaftliche Stabilität. Reagan verwirklichte sein Ziel, indem er die Allianz mit Bonn und die neue Freundschaft zu Moskau in Einklang brachte und so als Sieger des Kalten Krieges im Westen in die Geschichte einging. Clinton hofft, das spezielle Feeling zu Tokio, auf das sich das asiatische Gleichgewicht stützt, mit der Annäherung Pekings zu versöhnen und so als Sieger des Kalten Krieges im Osten in die Geschichte einzugehen. Es zeichnet sich damit eine neue Weltordnung ab, die nicht mehr auf dem Erbe der blutigen Konflikte der vierziger Jahre beruht, sondern auf den neuen Realitäten der Globalisierung und Interdependenz.
„Le Monde“ begrüßt Clintons Kritik an der chinesischen Regierung: Es ist nicht gesagt, daß Clinton die Ideale der USA verschleudert hat, um mit den kommunistischen Führern in Peking ins Gespräch zu kommen. Für die Geschichte mußte das bedenkliche Bild eines US-Präsidenten, der den roten Teppich am Tiananmen-Platz beschreitet, wieder in Ordnung gebracht werden. Clinton kann für sich in Anspruch nehmen, daß ihm dies gelungen ist. Er kann sich auch zugute halten, als erster ausländischer Staatschef im chinesischen Fernsehen live erläutert zu haben, was er von der Niederschlagung der Demokratiebewegung auf dem Tiananmen-Platz denkt. Er hat nicht all die Chinesen entmutigt, die der Meinung sind, daß die USA und der gesamte Westen nicht die humanistische Fahne wegzustecken haben.
„Dernières Nouvelles d'Alsace“ wundert sich über die Freilassung mutmaßlicher Hooligans in Deutschland: Da soll einer noch die Fußballwelt verstehen! In Frankreich werden die in flagranti erwischten Hooligans im Sofortverfahren verurteilt. In Deutschland wurden mehrere Männer, die bei der Polizei wegen versuchten Totschlags – und somit als potentielle Mittäter bei den feigen Übergriffen in Lens – weiter unter Verdacht stehen, wieder auf freien Fuß gesetzt. Aus Mangel an Beweisen, bei fehlendem Geständnis. Dabei scheut die deutsche Polizei keine Mühe bei ihrer Kooperation mit den französischen Behörden. Ferner ist bekannt, wie sehr die deutsche Öffentlichkeit durch die Ereignisse in Lens geschockt wurde. Wieso dann diese Laschheit oder das, was dafür gehalten wird? Als ob die deutschen Gerichte mit akribischer Sorgfalt darauf bedacht wären, die Zeit der Unrechtsurteile im Dritten Reich zu bewältigen.
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