■ Die Anderen: "Liberation" sieht die CDU auf der Gewinnerseite bei der Bundestagwahl / Über Clinton vor seiner Vernehmung zur angeblichen Sex-Affäre schreibt "La Stampa" / Der "Standard" beleuchtet mögliche Hintergründe der Terroranschläge
„Libération“ sieht die CDU wieder auf der Gewinnerseite bei den Bundestagswahl: Endlich wird es spannend im Kampf um die Bundestagswahlen am 27. September in Deutschland. Der SPD-Vorsprung ist in den vergangenen Wochen stark zurückgegangen, verkünden die am Wochenende veröffentlichten Prognosen. Herausforderer Schröder, der Meinungs- Liebling, der seit seiner Nominierung als SPD-Kandidat im März bis zu acht Punkten Vorsprung vor der CDU Ende Juni erreicht hatte, fällt in allen Umfragen. Das Wiedererstarken der Wirtschaft, das Sinken der Arbeitslosigkeit, aber auch das fehlende Profil im Wahlkampf Schröders haben die CDU wieder in den Sattel gehoben. Das größte Handicap der CDU bleibt am Ende Helmut Kohl, den die Deutschen nach 16 Jahren an der Macht nicht mehr länger ertragen können. Im Fall einer Direktwahl würde Schröder 53 Prozent der Stimmen ernten, Kohl nur 31 Prozent. Um dieses Handicap zu umgehen, hat die CDU möglicherweise ein Mittel gefunden: Sie hat eine große Diskussion über die Zeit nach Kohl eröffnet, um zu signalisieren, daß die Nachfolge in jedem Fall nahe ist. Der Eindruck des Mißklangs, der durch die widersprüchlichen Erklärungen über die Nachfolge entstanden ist, ist nicht unbedingt von Nachteil. Die CDU hat es geschafft, das Heft wieder in die Hand zu nehmen und zu zeigen, daß sie über Kohl hinaus über eine reiche personelle Auswahl verfügt.
Über Clinton vor seiner Vernehmung zur angeblichen Sex-Affäre schreibt die Turiner „La Stampa“: Die Krisen sind erschütternd. Der islamistische Terrorismus, aber auch die Situation in Afrika, wo jenes Projekt der Stabilisierung und Modernisierung, das Clinton im Frühjahr lancierte, zu zerbröckeln scheint. Der Nahe Osten mit Saddam Hussein, und vor allem der inzwischen explosive Stillstand der israelischen Politik gegenüber Arafat. Und nach Bosnien der Kosovo und die Frage, was nun endlich mit Milošević gemacht werden soll. Schließlich Asien und Afghanistan. Für all diese Krisen ist nicht exklusiv Clinton zuständig, alle müssen ihren Teil beitragen. Aber niemand hat mehr Macht und Verantwortung als Clinton.
Der Wiener „Standard“ beleuchtet mögliche Hintergründe der Terroranschläge gegen die US-Botschaften: Ein Alptraum ist in Erfüllung gegangen, sollten sich die Vermutungen einiger Terrorismus-Experten bestätigen: Hinter der islamistischen Gruppe, die sich zu den Attentaten in Tansania und Kenia bekannte, soll eine Art islamistische Internationale stecken. Das Phänomen der islamistischen Opposition, die gegen die eigenen – in ihren Augen vom Westen korrumpierten – Regierungen kämpft, zieht sich durch den ganzen Golf: Und wenn sie es nicht mit Bomben tun, so zumindest mit Geld. Die Attentate sind deutliches Signal: Nirgends sollen sich die USA mehr sicher fühlen.
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