■ Die Anderen: "Le Monde" sieht Bill Clinton auf dem Weg zur Moral-Inquisition / "Nesawissimaja" meint zu den Währungstransaktionen des US-Financier Georges Soros / "Sunday Times" meint zu Soros'Intervention in die russische Währungskrise
„Le Monde“ (Paris) sieht Bill Clinton auf dem Weg zur Moral-Inquisition: Schenkt man den US-Medien Glauben, könnte Bill Clinton unter Eid vor Gericht zugeben, „sexuelle Kontakte“ – genauer: „oral-genital“ – mit Monica Lewinsky gehabt zu haben. Die gesamte Innenpolitik der größten Supermacht der Welt wäre von dieser fundamentalen Frage abhängig, die man bei uns ohne exzessiven Puritanismus so formulieren würde: Hat der US-Präsident mit der Anerkennung einer Fellatio die geheiligten Pflichten seiner Funktion als Wächter der Verfassung verletzt? Doch auf der anderen Seite des Atlantiks stellen die Medien die Frage nicht auf so triviale Art. Für sie geht es darum zu wissen, ob der Präsident unter Eid in einem Rechtsverfahren gelogen hat. Ein Präsident, der bei seinem Verhalten im Privatleben lügt, wäre des gleichen Verbrechens schuldig, als ob er über sein Verhalten im öffentlichen Leben lügt. Intellektuell gibt es da eine Form von Fundamentalismus, die behende die Grenze zwischen öffentlichem und privatem Leben überspringt. Und die via der Präsidentschaft den Weg für eine Moral-Inquisition öffnet, die einen Angriff auf die individuellen Freiheiten darstellt.
„Nesawissimaja“ (Moskau) meint zu den Währungstransaktionen des US-Financier Georges Soros: Gestern wurde bekannt, daß die Investitionsfonds von Georges Soros eine beispiellose Operation zum Eintausch von Dollar gegen Deutsche Mark durchgeführt haben. Einigen Meldungen zufolge verkaufte der Soros-Fonds am Donnerstag binnen weniger Stunden bis zu zwei Milliarden Dollar. Insgesamt hält Soros bis zu acht Milliarden Dollar bereit. Wenn diese Meldungen von der Londoner Börse den Tatsachen entsprechen, so setzt Soros jetzt auf die Deutsche Mark und den Euro. Für die durch und durch dollarisierte Wirtschaft Rußlands kann das nichts Gutes bringen.
„Sunday Times“ (London) meint zu Soros' Intervention in die russische Währungskrise: Herr Soros hat seine eigenen Ziele, und seine Einmischung hat im Grunde eine schon schlechte Lage noch verschlimmert. Natürlich wird westliche Hilfe gebraucht, um Rußlands Misere zu lindern. Aber Präsident Jelzin weiß auch, daß der wahre Schlüssel zu den Problemen des Landes in seinen Händen liegt. Rußlands politische Situation war auf dem Weg zur Besserung, bevor die Schockwellen der Asienkrise am „Schwarzen Donnerstag“ Moskau erreichten. Sein Premierminister hat dem Reformprogramm neuen Anstoß gegeben. Die kommunistisch dominierte Duma (Parlament) blickt ihrer Verantwortung allmählich ins Auge. Die Steuereintreibung ist besser geworden, und das Haushaltsdefizit geht zurück. Es gab also einen Trend in die richtige Richtung – und der muß weiterverfolgt werden.
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