■ Die Anderen: "De Volkskrant", "La Tribune" zu Clinton
Die Angriffe gegen Clinton hält der Amsterdamer „De Volkskrant“ für maßlos übertrieben: Amerikas Demokratie ist ein Glashaus. Es gibt nur wenige Staaten der Welt, in denen der Handel und Wandel der führenden Politiker so kritisch verfolgt wird. Die entscheidende Frage in diesem Fall ist allerdings, ob jetzt nicht maßlos übertrieben wird. Das vorläufige Urteil muß lauten: Ja! Es ist lächerlich, ärgerlich und schädlich für die US-Demokratie, daß ein ehrgeiziger, von parteipolitischen Motiven gelenkter Ankläger die Gelegenheit bekam, Clintons ungeschickte Lügen zum „Schwerverbrechen“ aufzubauschen. Hoffentlich beschließt der Kongreß schnell, daß jetzt ein Schlußpunkt gesetzt werden muß.
Das französische Blatt „La Tribune“ sieht in der Affäre einen Sieg des Voyeurismus: Für Clinton ist die Welt zum Gefängnis geworden. Und die Medien zum Tribunal ohne Berufungsmöglichkeit. Welche Welt? Ein neues weltweites Dorf, das sich schon heute mit Hilfe des Internet an den sexuellen Eskapaden des Gendarmen der Welt bei der Lektüre von Starrs Bericht ergötzen kann. Dank der Globalisierung der Information wird weltweit Clochemerle in Realzeit aufgeführt. Und der mächtigste Mann der fünf Kontinente kommt durch den internationalen Voyeurismus unter den Bann aller Gesellschaften wegen einer Affäre, die mit so vielen anderen vergleichbar ist, seit die Welt Welt ist.
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