■ Die Anderen: "Die Welt" zur Einführung der doppelten Staatsbürgerschaft
Die SPD löst das deutsche Volk auf, meint Mathias Döpfner, Chefredakteur von „Die Welt“, zur Einführung der doppelten Staatsbürgerschaft: In den Vordergrund wird das Ethische gerückt: Der Beschluß ziele darauf, Deutschland ausländerfreundlicher zu machen. Richtig so. Doch ist die doppelte Staatsbürgerschaft hierfür das richtige Mittel? (...) Eine Umfrage der Forschungsgesellschaft Marplan zeigt, daß unter den in Deutschland lebenden Ausländern 33 Prozent SPD wählen würden. Die Union käme auf acht Prozent. (...) Nun nutzt die rot-grüne Koalition die Gunst der Stunde. Unter dem Deckmäntelchen von Toleranz und Völkerverständigung schafft sich die SPD eine solides Fundament für die Wiederwahl. Im Osten zementieren die Kooperations- und Koalitionsmodelle zwischen SPD und PDS auf Jahre hinaus einen dunkelroten Machtblock – ungewinnbar für die bürgerlichen Parteien. Im Westen tut die doppelte Staatsbürgerschaft das ihre.
Die Republik rückt nach links. (...) Ob dies eine weltoffenere, tolerantere Republik oder eine provinzielle und fremdenfeindlichere sein wird – das muß sich erst noch zeigen. Der SPD ist es einstweilen egal. Sie verfährt so, wie Bert Brecht es nach dem Aufstand des 17. Juni 1953 in seinem Gedicht „Die Lösung“ beschrieben hat: „Wäre es da / Nicht doch einfacher, die Regierung / Löste das Volk auf und / Wählte ein anderes?“ Das hat sie jetzt.
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