■ Die Anderen: "La Stampa" und "Corriere della Sera" zur Verhaftung des PKK-Führers Öcalan
Zur Verhaftung des PKK-Führers Öcalan meint die liberale „La Stampa“: Es ist schon schwer genug über den Asylantrag von „normalen“ Kurden zu entscheiden. Man stelle sich dies nun für Herrn Öcalan vor. Ist er ein Nationalist oder ein Terrorist? Ein Problem, das sich lange auch für die Palästinenser gestellt hat und das sich im Konflikt mit Israel nun durch den langsamen, noch unvollständigen Übergang vom bewaffneten Kampf zur Politik zu erledigen scheint. Für die Kurden ist dieser Übergang wegen des Fehlens eines politischen Dialogpartners schwierig.
Zum gleichen Thema schreibt der konservative „Corriere della Sera“: Auf den ersten Blick scheint die Verhaftung von Abdullah Öcalan in Rom und die von Augusto Pinochet in London nichts zu verbinden. Der erste ist der nationale Führer eines Volkes, das sich von einem fremden Staat unterdrückt fühlt. Der zweite hat mit einem Staatsstreich die demokratischen Regeln seines Landes verletzt. Der erste kämpft auch mit terroristischen Mitteln gegen den fremden Staat. Der zweite hat sich des Heeres und der Polizei bedient, um die Menschenrechte seiner Landsleute zu unterdrücken. Aber beide Fälle haben eines gemein: Sie demonstrieren, wie illusorisch und gefährlich es ist, die Probleme internationaler politischer Kriminalität mit den abstrakten Kriterien der Justiz zu konfrontieren.
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