■ Die Anderen: Den historischen Besuch von US-Präsident Clinton im Gaza kommentiert der "Guardian" / Die "Neue Zürcher Zeitung" meint zur Strategie Netanjahu / Die "Süddeutsche Zeitung" kommentiert Naumanns Vorschlag, ein Museum zu bauen
Den historischen Besuch von US-Präsident Bill Clinton in Gaza kommentiert der britische „Guardian“: Die Vereinigten Staaten von Amerika haben in dieser Woche den unabhängigen Staat Palästina anerkannt. Das ist die historische Bedeutung des Besuches von Präsident Clinton in Gaza. In seinen Reden betonte Clinton Selbstbestimmung und Freiheit in einem Zusammenhang, der keinen Zweifel daran ließ, daß er von den Rechten der Palästinenser auf einen eigenen Staat sprach. Aber es war seine Anwesenheit vor allem anderen, mit der er den Palästinensern eine Anerkennung schenkte, die lange Zeit auf Sparflamme brannte – im Grunde seit 50 Jahren. Amerikas Bewegung in Richtung einer ausgeglichenen und fairen Politik, die nicht nur auf Israels Sicherheit bedacht ist, sondern auch auf arabische und palästinensische Anliegen, war langsam und zögerlich. Doch nun ist sie Realität geworden.
Die „Neue Zürcher Zeitung“ meint zur Strategie des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu im Nahost-Friedensprozeß: Netanjahu faßte seine ganze Strategie des Umgangs mit dem Friedensprozeß in einen Satz: „Die Änderung der PLO-Charta bestätigt uns darin, daß wir unbedingt auf unseren Standpunkten beharren müssen, nur so erzielen wir schließlich einen gerechten Frieden.“ Genau das hat den unvergleichlich schleppenden Fortgang des Prozesses zur Folge; alle Energie der Partner und Vermittler verpufft völlig in den Bemühungen, die Verhandlungen nach jeder der häufigen Lahmlegungen überhaupt wieder in Gang zu bringen. Für eine Ausgestaltung der nötigen praktischen Fortschritte eines angemessenen Ausgleichs bleibt überhaupt keine Zeit.
Die „Süddeutsche Zeitung“ kommentiert Michael Naumanns Vorschlag, statt des Berliner Holocaust- Mahnmals ein Museum zu bauen: Staatsminister Naumann ahnt, daß seine rettende Idee nichts weiter als der Anfang einer neuen, nicht minder langwierigen und komplizierten Debatte ist. Vorsichtshalber rief er alle Schutzpatrone an: Schröder steht voll hinter ihm, auch die Leitung der israelischen Gedenkstätte Jad Vaschem und des Washingtoner Holocaust Memorial Museums.
Doch die Bürgerinitiative und Berlin fühlen sich ausgebootet; Bubis lehnt eine Gedenkstätte als Denkmal-Ersatz ab. Naumann sucht einen Ausweg aus der Sackgasse, in die das Denkmal-Projekt geraten war, und ist in eine andere gerast: Eine Gedenkstätte, die für jeden etwas bereithält, und das noch kostenlos, schmerzfrei und mit internationalem Glamour – das wäre schiere Zauberei. Und das wird auch diese rot- grüne Bundesregierung bei einem so komplexen Thema nicht zustande bringen.
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