■ Die Anderen: Die „Süddeutsche Zeitung“ und „Corriere della Sera“ schreiben über die Luftangriffe auf den Irak / Die „Berliner Zeitung“ und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ betrachten die Situation der CDU
Die „Süddeutsche Zeitung“ analysiert die Lage im Irak nach den Angriffen durch die USA: Die USA richten sich auf eine lange Belagerung des Irak ein, die das Regime in Bagdad weiter festigen wird. Unterstützung der Opposition, interne Destabilisierung, langfristige politische Ziele, Sanktionspolitik aus der Distanz – das sind die Eckpfeiler der neuen US-Strategie. Eine Lösung des Problems bieten sie auch nicht. Und niemand kann verhehlen, daß Saddam dem neuen Druck eher standhalten kann. Denn die neuen Forderungen sind viel weniger schmerzhaft und allgemeiner als der völkerrechtlich gedeckte Anspruch auf den Zugang zu einem seiner Paläste oder die Durchsuchung von Lagerhallen.
Über die Luftangriffe auf den Irak schreibt der „Corriere della Sera“: Die Mauer des Schweigens. Seit 1991 sind die USA und der Irak Feinde im Krieg und Verbündete bei der Desinformation. Nach acht Jahren fehlen noch sichere Angaben über die Opfer von „Wüstensturm“, und die gleiche Ungewißheit überschattet auch die Bilanz der jüngsten Angriffe. Wieder einmal haben es die Behörden in Bagdad vermieden, die Zahl der Toten und Verletzten zu präzisieren. Die Wahrheit wird man nie erfahren. Das Regime von Saddam Hussein hat keinerlei Interesse daran, die Auswirkungen der Bombardierungen zu vergrößern.
Die „Berliner Zeitung“ betrachtet die Situation der CDU: Von der Freude zu attackieren ist bei den Christdemokraten nichts zu spüren. Mag sich die rot- grüne Bundesregierung noch so viele Blößen geben, die CDU vermag nicht, für sich daraus Gewinn zu ziehen. Bei den Auseinandersetzungen im Parlament ist sie vor allem damit beschäftigt, ihre alte, abgewählte Politik zu verteidigen. Erst jetzt zeigt sich in aller Deutlichkeit, daß im Schatten Kohls keine strategischen Köpfe gedeihen konnten. Möglicherweise wird sich bald herausstellen, daß Wolfgang Schäuble mit seiner Doppelfunktion als Fraktions- und Parteichef überfordert ist. Vielleicht wäre er ja schon froh, wenn es ihm wie einst dem Sozialdemokraten Hans-Jochen Vogel wenigstens gelänge, seine auseinanderdriftende Volkspartei zusammenzuhalten.
Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ meint zur Union: Die Union ist noch immer wie betäubt. Das Bundestagswahlergebnis hat wie ein fallender Vorhang den Blick auf die traurige Gesamtlage der Partei freigegeben. Das gilt besonders für den Norden. Die nächsten Landtagswahlen sind in Hessen; die Union redet so, als rechne sie sich dort gewaltige Chancen aus. Im Jahr 2000 dann wird in Schleswig-Holstein gewählt. Dort wird, nach allem, was man heute weiß, Rühe die Partei in den Wahlkampf führen – mit guten Chancen, der politischen Schwungmasse dieses Landes eine neue Drehrichtung zu geben.
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