■ Die Anderen: "The Independent" (London) zum neuen Kosovo-Ultimatum / Dazu auch das "Le Journal du Dimanche" (Paris)
„The Independent“ (London) zum neuen Kosovo- Ultimatum: Was der britischen Außenpolitik fehlt, ist eine starke Verbindung zu Europa. Ein Europa, das fähig ist, mit einer Stimme zu sprechen, wäre eine weitaus größere Bedrohung für Tyrannen wie Milošević als eine Intervention Großbritanniens und der USA – mit der EU im Hintergrund. Es ist Europa, nicht die Nato oder die Vereinigten Staaten, das dieses Problem lösen sollte. Denn es ist sehr unwahrscheinlich, daß Madeleine Albrights geschäftiges Hin- und Herreisen zwischen den europäischen Hauptstädten, ihre aggressive und selbstgerechte Herangehensweise an uralte europäische Streitigkeiten Leben, Glück und Freiheit förderlich sein werden.
Dazu auch das „Le Journal du Dimanche“ (Paris): Europa ist unfähig gewesen, die Nachkriegszeit und die Entkolonialisierung dauerhaft zu regeln. Indem es Grenzen willkürlich zog und Bevölkerungen autoritär vermischte, führte es sich wie ein Zauberlehrling auf. Da ihm heute alles um die Ohren fliegt, ist Europa verpflichtet, seiner Verantwortung gerecht zu werden – über die praktische Partnerschaft mit seinem mächtigen amerikanischen Alliierten hinaus. In diesem Sinn gibt es in Rambouillet Fortschritte. Die Europäer haben einen Versuch gestartet, ihre gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik zu koordinieren. Ein später Beginn. Für Europa steht allerdings viel auf dem Spiel: die Gefahr einer Explosion des Balkans.
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