Die ARD wird 60: Noch fünf Jahre bis zur Rente
Um 20.15 Uhr feiert das Erste Deutsche Fernsehen seinen 60. mit einer Show. Bis zum Ruhestand bleibt noch ein wenig Zeit. Nutze sie weise, ARD, wir raten dir, wie.
Liebe ARD, gräm dich nicht! 60 ist doch heutzutage kein Alter mehr! Jetzt liegen wahrlich wundervolle Jahre vor dir: voller Kreuzfahrtfilme in die Karibik, mit Wanderungen auf Fuerte Ventura, im Kaukasus und sonst wo.
Oder auch flotte Beiträge über die neuesten Sportwagen, die dich über die langsam kommende Immobilität hinwegtrösten. Vielleicht blüht dir auch ein zweiter Frühling? Auch hättest du jetzt das richtige Alter für die innere Einkehr, ein paar Dokus über Klöster und Schweigegelübde könnten dir zu neuer Kraft verhelfen. Was auch immer du jetzt vorhast, du hast es dir verdient, und wir freuen uns auf den Herbst des Lebens mit dir! Hier noch ein paar Tipps, wie du weiterhin gelassen bis zur Rente durchhältst.
Ja, du hast es erkannt: Weiblichkeit ist die Disziplin des 21. Jahrhunderts. Einsicht kommt oft spät, aber nun surfst du im hohen Alter von 60 Jahren auf der Trendwelle und setztest 2011 mit Monika Piel doch zum ersten Mal eine Frau als Vorsitzende an deine Spitze. Gratulation!
Ja, manchmal kann eine Liaison mit einem jungen Mann, Stefan hieß er wohl, vom Privatfernsehen nicht schaden. Vor allem, wenn man nicht ewig auf den letzten Plätzen des Eurovision Song Contests verharren, sondern sich auch mal vom - na ja - mitteljungen Lover mit in die erste Reihe zum Star von Oslo nehmen lassen will.
Ganz im Sinne der ewigen Jugend, hieltest du dich diesen Winter mit Biathlon, Riesenslalom und Langlauf fit und sendest auch die Sportschau jetzt in Hochleistungs-HD-Qualität. Aber pass auf, dass sich deine gleichaltrigen Freunde und Zuschauer mit ihren alten Flimmerkästen nicht abgehängt fühlen von deinem Fitnesswahn.
Spät gebären
Hey, deine bayerische Tochter BR hat vor zwei Jahren eine völlig neue Zielgruppe erkannt - "die jungen Leute". Deshalb hat sie nach sechs Jahrzehnten als letzte Deiner Rundfunkanstalten dann auch jungen Nachwuchs bekommen und die Jugendwelle on3radio gegründet. Spätgebähren in den Sixties - ein wahrer Rekord!
Die Nächte durchmachen
86 Stunden wach - das schafft kein Partygänger, aber du. Zum Jubiläum sendest du im Ersten von heute bis Sonntag "Vier lange Nächte". Mit der ersten "Weltspiegel"-Ausgabe von 1963, frühen "Panorama"- und "Monitor"-Sendungen sowie der Original-Tagesschau vom 10. 11. 1989. Oder haben wir es hier am Ende mit einem akuten Fall von frühseniler Bettflucht zu tun?
Liften lassen
Du kannst dich schon sehen lassen, so ist es nicht. Aber ein kleine Überholung deiner Verwaltungsstruktur würde nicht schaden, statt mit lauter Gremien und Arbeitsgemeinschaften die Falten zu stopfen. Vor allem diese hässlichen roten und schwarzen Freundschaftsflecken in deinen Rundfunkräten könnte man doch mal ans Messer liefern.
Sich nicht verschließen
Im Alter ist nicht mehr so aufgeschlossen. Aber deswegen bitte nicht weiter das bisschen Innovative in die späten Stunden deiner Dritten abschieben und auch beim Mittwochsfilm im Ersten schon nach dem gefälligen Freitagskitsch schielen. Und öffentlich-rechtliche Hochstunden wie die von "Polylux" und Radio Multikulti abklemmen geht gar nicht. Charlotte Roche war dir wohl leider auch zu anstrengend, was? Trau dich lieber wieder raus, Alte!
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