■ Diana soll nicht Königin werden: Die Queen ordnet Scheidung an
Dublin (taz) – Die Queen hat ein Machtwort gesprochen: Sie wünscht, daß sich ihr Sohn und seine Frau so schnell wie möglich scheiden lassen. Das hat sie Charles und Diana in getrennten Briefen mitgeteilt. Und anders als bei normalen Familien wiegt ihr Wort in diesem Fall schwer, zumal sie sich die Unterstützung von Premierminister John Major und Erzbischof George Carey gesichert hat. Wenn alles glattgeht, könnte das Ehepaar Wales schon in ein paar Wochen geschieden sein.
Charles hat seiner Mutter bereits zugestimmt. Und der frühere Minister Lord St. John of Fawsley, ein Experte für die ungeschriebene britische Verfassung, bewunderte Elisabeth für ihr Timing. „Der Zeitpunkt, ihre Meinung zu sagen, war absolut korrekt“, sagte er. Die Queen habe erstklassige Arbeit geleistet, freute sich auch Sir James Hill, Tory-Abgeordneter und Vorsitzender des Verfassungsausschusses. „Sie hat sich wie alle anderen Menschen große Sorgen um diese Fernsehschlachten zwischen den beiden gemacht“, sagte er, „und sie hat weise gehandelt. Bleibt zu hoffen, daß der Prinz und die Prinzessin sich ihre Worte zu Herzen nehmen.“
Nach britischem Recht könnte Diana die Scheidung noch gut zwei Jahre hinauszögern, denn ohne beiderseitige Zustimmung muß ein Ehepaar fünf Jahre getrennt leben, bevor geschieden werden darf. Aber vermutlich wird sie die Windsors nicht so lange quälen, auch wenn sie in ihrem berühmten BBC-Interview im November sagte, daß sie nicht an Scheidung denke. In demselben Interview hatte sie ihren Mann und seine Freunde als „das Lager des Feindes“ bezeichnet und eine Affäre mit ihrem Reitlehrer eingestanden – wofür dieser theoretisch gehenkt werden könnte.
Diana hat jetzt gute Karten, was die Scheidungsvereinbarungen angeht: Eins der Windsor-Schlößchen wird für sie wohl dabei herausspringen, und ihr monatlicher Unterhalt wird so bemessen sein, daß sie nicht wieder im Kindergarten arbeiten muß. Probleme könnte es mit ihrer zukünftigen Rolle geben: Sie wäre gerne „Botschafterin ihres Landes“, sagte sie im BBC-Interview. Viele Tory- Abgeordnete denken jedoch mit Schrecken daran. „Wie kann denn die geschiedene Frau des Thronfolgers als Bevollmächtigte Ihrer Majestät durch die Welt ziehen“, fragte Patrick Cormack, ein Tory aus Staffordshire.
Doch irgend etwas wird man ihr schon bieten müssen, wenn man sie loswerden will. Solange das Paar nämlich nicht geschieden ist, wird Diana automatisch Königin, wenn der Prinz von Wales zu Charles III. wird. Die mögliche Fortsetzung der öffentlichen Privatfehde von Charles und Diana ist ein Alptraum für Royalisten. Nur allzu gut in Erinnerung ist die Sache mit Georg IV., der 1821 gekrönt wurde. Seine von ihm getrennt lebende Frau, Königin Caroline, durfte an der Feier in der Westminster-Abtei nicht teilnehmen. Dagegen protestierten die Untertanen vor der Kirchentür. Der britische Monarch ist gleichzeitig Chef der anglikanischen Kirche. Heutzutage sieht man dort eine royale Scheidung nicht mehr so eng wie früher, aber einer zweiten Ehe müßte das Parlament zustimmen. Gestern gab Charles jedoch bekannt, daß er seine Freundin Camilla Parker- Bowles gar nicht heiraten will. Umfragen haben ohnehin ergeben, daß dem Volk vor einer Königin Camilla graut.
Elisabeth könnte das eigentlich wurscht sein. Sie ist die einzige Person, die es mit Sicherheit nicht mehr erleben wird. Nach dem jahrelangen Ehekrach im Hause Wales wird sie keinesfalls zugunsten ihres Sohnes abdanken, sondern auf dem Thron sterben. Ralf Sotscheck
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