: Diamantenboykott hilft nicht
betr.: „Steine jetzt sauber“, „Die Folgen der „Blutdiamanten“ (Kommentar), taz vom 5. 11. 02
Sie weisen – wieder einmal – sehr richtig darauf hin, dass es nicht nur um den Boykott nicht zertifizierter Diamanten gehen kann. Auch Krieg führende Regierungen können solche Zertifikate ausstellen. Dominic Johnson nennt den Kongo, wo sowohl die offizielle Kabila-Regierung und ihr Unterstützer Simbabwe ihren Krieg mit Erlösen aus staatlichen Verkäufen von Bodenschätzen finanzieren als auch die ruandischen und ugandischen Marionettenregierungen im Ostkongo Exportlizenzen erteilen, die es den dortigen Warlords erlauben, ihre persönlichen Kleinkriege zu finanzieren und sich persönlich zu bereichern.
Der jüngste UN-Bericht über die Ausplünderung des Kongo nennt nicht nur die aufkaufenden Firmen, sondern zählt auch fast alle einheimischen „politischen“ Akteure als Teile des Profiteur-Netzwerkes auf. Während die „Regierungs“-Verantwortlichen auch in nächster Zukunft nur an ihren persönlichen Profit denken werden, braucht das Land und seine verarmte Bevölkerung dringend die Erlöse aus dem überwiegend handwerklich betriebenen Bergbau.
Wenn es dort schon keine nationale Abgabenpolitik gibt, die die Erlöse, dem Gemeinwohl verpflichtet, verantwortlich einsetzt, so sollten die UN statt repressiver Verbote offensiv einen Entwicklungsfonds zugunsten der Exportländer bilden, der es privater Initiative ermöglicht, in Geschäfte zu investieren und Abgaben zu leisten, die dem Gemeinwohl dienen müssen. Private kongolesische Händler in Butembo/Ostkongo investieren zurzeit in einen Flughafen und in mehrere Kleinwasserkraftwerke. Diese lobenswerte Initiative sollte gefördert und nicht durch kurzsichtigen Boykott untergraben werden. MARTIN DIETZfreier Mitarbeiter der Deutschen Welthungerhilfe im Ostkongo
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