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Diabetes-BehandlungWeniger Vorsorge für Frauen

Frauen mit Zuckerkrankheit werden schlechter behandelt als Männer, besagt eine neue Studie. Vor allem Maßnahmen gegen Folgeerkrankungen kommen zu kurz.

Auch Augenleiden können die Folge von Diabetes sein. Insbesondere Herz-Kreislauf-Beschwerden werden bei Patientinnen häufig unterschätzt. Bild: dpa

KÖLN ap Frauen werden bei Diabetes in Deutschland deutlich schlechter behandelt als Männer. Vor allem die Vorsorge gegen die oft mit der Zuckerkrankheit verbundenen Herz-Kreislauferkrankungen komme bei den Frauen zu kurz, besagt eine am Freitag veröffentlichte Studie der Uniklinik Köln an fast 45.000 Patientinnen und Patienten. Die Ursache der Ungleichbehandlung ist den Forschern noch ein Rätsel.

Über sechs Millionen Menschen in Deutschland leiden an Typ-2-Diabetes und ihre Zahl steigt ständig. Diabetiker haben ein stark erhöhtes Risiko an Herzinfarkten und anderen Komplikationen des Gefäßsystems zu erkranken und zu sterben. Eine möglichst gute Behandlung der Risikofaktoren, wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und erhöhten Blutzucker sei deshalb die wichtigste Maßnahme für die Prävention, betonten die Forscher.

Doch diese Maßnahmen würden bei Frauen mit Diabetes schlechter umgesetzt als bei Männern. "Die größten Unterschiede zwischen Frauen und Männern bestehen bei Patienten, die bereits herzkrank sind", sagte die Kölner Internistin und Oberärztin der Medizinischen Klinik II, Professor Ioanna Gouni-Berthold.

"Beim Cholesterin haben Diabetikerinnen eine über 40 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit als Männer, nicht die empfohlenen Zielwerte zu erreichen. Aber auch das Erreichen von Behandlungszielen beim Blutdruck und Blutzucker ist bei ihnen schlechter als bei männlichen Diabetikern", sagte die Medizinerin. Frauen bekämen auch seltener Arzneimittel zur Cholesterinsenkung verschrieben, die sie eigentlich benötigten.

Die Ursache der Ungleichbehandlung ist den Forschern zufolge noch unklar. Gouni-Berthold sagte: "Über die Gründe für die Unterschiede ist noch nicht viel bekannt. Wir wissen, dass ein bestehendes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen bei Frauen häufig nicht so ernst genommen wird wie bei Männern, und zwar gleichermaßen von Ärzten wie von Patienten."

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