Deutschland schafft Quali zur Fußball-WM: Auf nach Südafrika
Die deutsche Nationalelf ist für die Fußball-WM 2010 qualifiziert. Dank einer taktischen Meisterleistung in Unterzahl und einer klasse Leistung von Torwart Adler können die Tickets nach Südafrika gebucht werden.
MOSKAU dpa | Dank einer taktischen Meisterleistung und Torschütze Miroslav Klose hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft die Kraftprobe auf Kunstrasen in Moskau bestanden und vorzeitig das Ticket für die Weltmeisterschaft 2010 gelöst.
Durch das 1:0 (1:0) in Russland machte das Team von Joachim Löw am Samstag vor 75.000 Zuschauern im Luschniki-Stadion den vorzeitigen Gruppensieg perfekt, obwohl Debütant Jerome Boateng 20 Minuten vor dem Ende mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen wurde. Zum Erfolgsgaranten wurde neben Klose, dem in der 35. Minute der Siegtreffer gelang, auch Torhüter Rene Adler. Der Leverkusener Keeper verhinderte gegen stark drängende Russen in der zweiten Halbzeit gleich mehrfach den drohenden Ausgleich. Nach der vorzeitig geschafften Qualifikation geht es im letztes Gruppenspiel am Mittwoch in Hamburg gegen Finnland nur noch ums Prestige.
Hinten sicher stehen, im Mittelfeld die Ordnung behalten und nach vorne Nadelstiche setzen - im ersten Länderspiel auf künstlichem Grün ging die Taktik von Bundestrainer Joachim Löw voll auf. Die deutsche Elf agierte taktisch diszipliniert und ließ den Russen lange Zeit kaum Spielraum für ihr gefürchtetes Kurzpassspiel. Kapitän Michael Ballack war in seinem 96. Länderspiel Chef im Mittelfeld, obwohl er gegen Ende der ersten Halbzeit einen Schlag auf den Knöchel bekam und behandelt werden musste. An seiner Seite deutete Mesut Özil einmal mehr sein enormes spielerisches Potenzial an. Als kämpferisches Vorbild sammelte Bastian Schweinsteiger Fleißpunkte und gab keinen Ball verloren.
Löws mutige Entscheidung, Boateng als 31. Debütanten in seiner Amtszeit auf die rechte Abwehrseite und gegen den schnellen Igor Semschow zu stellen, erwies sich 68 Minuten lang als guter Griff. Der Hamburger zeigte kaum Nervosität, ließ aber auch einen Hang zum Leichtsinn erkennen. In der 69. Minute wurde Boateng für sein Ungestüm bestraft. Wegen erneuten Foulspiels flog der bereits verwarnte Abwehrspieler vom Platz.
In vorderster Front unterstrich Klose einmal mehr seine eminente Bedeutung für das Team. Der im Bayern-Dress in dieser Saison noch torlose Angreifer vollendete den schönsten Angriff des Spiels zu seinem 48. Länderspiel-Treffer und hat damit als alleiniger Dritter der DFB-Rangliste nur noch Joachim Streich und Gerd Müller vor sich. Hinten hielt Adler den Kasten einmal mehr sauber und ist nun seit 297 Länderspiel-Minuten ohne Gegentor. Damit sammelte der Vertreter des erkrankten Robert Enke weitere Pluspunkte im Kampf um den Stammplatz als Nummer 1 gegen den diesmal auf der Bank sitzenden Manuel Neuer sowie Tribünenzuschauer Tim Wiese.
Auf den Rängen machten die russischen Fans ein Heidenspektakel, auf dem ungewohnten Kunststoff-Grün bewies die deutsche Elf Übersicht und Disziplin. Ein Schuss von Alexander Kerschakow (8.), der weit am deutschen Tor vorbeiflog, war die ganze Ausbeute in einer Anfangsphase, in der beide Mannschaften Rasenschach boten und großen Respekt voreinander erkennen ließen. Mitte der ersten Halbzeit wurde die Löw-Elf aktiver und kam zur ersten guten Möglichkeit durch den von Mesut Özil bedienten Lukas Podolski (23.). Doch der Schuss des Kölners wurde im letzten Moment abgeblockt.
Die erste wirklich kritische Situation vor dem deutschen Gehäuse wurde von Andrej Arschawin eingeleitet, der im Mittelfeld vor Boateng an den Ball kam und einen seiner gefürchteten Spurts anzog. Wladimir Bystrow (30.) konnte die glänzende Vorarbeit seines Teamkollegen allerdings nicht nutzen und scheiterte an dem herausstürzenden Adler. Die bis dahin schönste Kombination des Spiels führte wenig später zur deutschen Führung. Nach sehenswertem Direktspiel über Podolski und Özil setzte sich Klose an der Grenze des Fünf-Meter-Raums energisch durch und spitzelte den Ball zur Freude der 2500 deutschen Fans im Stadion über die Linie.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs erhöhte die Sbornaja den Druck. Mit weiteren Glanztaten verhinderte Adler den Ausgleich, als er Arschawins Geschosse in der 53. und 55. Minute entschärfte. Dann zischte ein spektakulärer Fallrückzieher von Bystrow (56.) haarscharf über den deutschen Kasten. Auf der Gegenseite rasierte ein 30 Meter- Schuss von Özil die Lattenoberkante (58.).
Löw reagierte sofort auf den Verlust von Boateng und brachte 18 Minuten vor dem Ende für Özil Abwehrspieler Arne Friedrich aufs Feld, der die strak geforderte Defensive in der Schlussphase stabilisieren sollte. Dennoch ging das Zittern um die drei Punkte bis zum Schluss weiter, denn Entlastungsangriffe gelangen kaum noch. Doch mit Glück und Adlers Paraden hielt das zu Null. Zwei Minuten vor Schluss versagte der Schweizer Schiedsrichter Massimo Busacca den Gastgebern beim Foul von Friedrich an Bystrow sogar noch einen Strafstoß.
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