■ HORROR VACUI: Deutschland — ein Vakuum
Berlin. »Deutschland ist für mich ein Vakuum«, meinte der Filmemacher Wim Wenders gestern in München. Deutsches Lebensgefühl stamme seiner Ansicht nach nur noch aus »zweiter, dritter oder vierter Hand«, wobei sich die Bilder in ihrer rasanten Entwicklung immer weiter von der Wirklichkeit entfernten und im digitalen Zeitalter bald nicht mehr verifizierbar seien. »Daraus resultiert Leere«, erklärte der 46jährige Regisseur bei der Veranstaltungsreihe »Reden über Deutschland«. Das Klima in der Bundesrepublik sei durch den freudlosen Ernst des Lebens geprägt. Als »bildergläubiges, aber fremdbebildertes Land« charakterisierte Wenders (Paris, Texas, Himmel über Berlin, Bis ans Ende der Welt) die Repulik. Identität werde hierzulande »nicht von innen hergestellt«, sondern von außen eingekauft und importiert. Anders als in den USA könnten Bilder allerdings keine Identität herstellen, sondern seien wegen des Mißbrauchs in der nationalsozialistischen Vergangenheit diskreditiert.
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