Deutscher Erfolg in Wimbledon: Müsli und amerikanische Effekte
Sabine Lisicki hat sich in Wimbledon in die erweiterte Weltelite gespielt. Trotz ihrer Viertelfinalniederlage gegen Dinara Safina gilt sie als Lichtblick im Frauentennis.
WIMBLEDON taz | Um sich in der Welt des Tennis einen Namen zu machen, gibt es keine bessere Bühne als den Rasen Wimbledons und im Besonderen den Centre Court. Im vergangenen Jahr war Sabine Lisicki gleich im allerersten Spiel auf dem berühmtesten aller Tennisplätze gelandet, als Gegnerin der Finalistin des Jahres 2007, der Französin Marion Bartoli. Sicher war auch diesmal der Name der Gegnerin für den zweiten Ausflug auf den Centre Court eine Hilfe, denn die Russin Dinara Safina ist ja immerhin die Nummer eins des Frauentennis - auch wenn davon in diesem Spiel nicht allzu viel zu sehen war. Aber nach dem Eindrücken, die Sabine Lisicki in diesem Jahr bei den Championships hinterließ, gibt es durchaus gute Aussichten, dass sie beim nächsten Mal keine bekannte Gegnerin mehr brauchen wird, um auf der größten Bühne zu landen.
Trotz der Niederlage gegen Safina an einem englischen Sommertag von spanischer Qualität zeigte die 19 Jahre alte Berlinerin, warum sie zu den Lichtblicken des Frauentennis gehört. Gerade deutsche Spielerinnen leiden bei besonderen Gelegenheiten bisweilen an einem Mangel an Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein und zögern, wenn es darauf ankäme, die Initiative zu ergreifen. Vielleicht ist es der amerikanische Effekt, von dem Lisicki da profitiert; sie trainiert bekanntlich während vieler Wochen des Jahres mit ihrem Vater in Nick Bollettieris berühmtem Camp in Bradenton/Florida, und dort wird Selbstvertrauen mit dem Müsli zum Frühstück gereicht.
Es fehlte nicht viel zum Sieg gegen Safina. Am Ende spürte Sabine Lisicki die Anstrengungen des Turniers zu deutlich in den Beinen, um sich gegen die stärker werdende Russin noch wehren zu können. Aber zum einen hatte sie vorher schon zugegeben, nach der Infektion und dem Aufenthalt im Krankenhaus Ende Mai noch nicht wieder hundert Prozent bei Kräften zu sein, und zum anderen weiß sie genau, was zu tun ist. "Ich kann mich noch in vielen Bereichen verbessern", meinte sie beim Abschied aus Wimbledon, "und die Fitness gehört dazu."
Das sieht auch Barbara Rittner so, die Chefin des deutschen Fed-Cup-Teams. Die sagt: "Es ist gut, dass Sabine weiß, woran sie arbeiten muss. Die spielerischen Möglichkeiten sind da, auch die Härte der Schläge. Man solle ihr ein wenig Zeit geben, aber ich denke, in zwei bis drei Jahren sollte sie ihre optimale Form erreicht haben. Sie tut alles dafür. Aus Wimbledon kann sie in jedem Fall die Erkenntnis mitnehmen, dass sie mit den Besten komplett mithalten kann." In der neuen Weltrangliste wird sie am nächsten Montag zum ersten Mal zu den besten 30 gehören - und das war in der Langzeitplanung erst für Ende des Jahres vorgesehen. Dann werde sie sich in den kommenden Monaten schon mal an den Top 20 orientieren, kündigte sie an.
Das Interesse an Sabine Lisicki steigt jedenfalls allerorten; bei ihrem niederländischen Manager Olivier van Lindonk gingen in den vergangenen Tagen nicht wenige Anfragen ein. Natürlich auch für Termine, die mit Tennis nicht direkt zu tun haben. Bevor sie in die USA zurückkehren wird, um sich dort auf die Hartplatz-Saison vorzubereiten, steht in Berlin ein Auftritt bei einer Modenschau bevor. Aber wer auf der Bühne Wimbledons Eindruck macht, der kommt auch auf dem Laufsteg zurecht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!