: Deutscher Alltag: Pistolen, Totschläger
■ Überfälle auf besetzte Häuser und Ausländerwohnheime/ „Keine Haftgründe“
Neubrandenburg / Schwerin. Ausschreitungen und bewaffnete Überfälle auf besetzte Häuser und Ausländerwohnheime gehören offensichtlich zum Alltag in Mecklenburg-Vorpommern. Am vergangenen Wochenende haben Rechtsextreme in Neubrandenburg ein besetztes Haus und ein Ausländerwohnheim überfallen. Der Staatsanwalt Werner Keil teilte der Presse die vorläufige Festnahme von sieben „Tatverdächtigen“ aus Prenzlau mit. Gegen die 17- bis 20jährigen wurden Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruchs und Sachbeschädigungen eingeleitet, so Keil. Die Polizei hatte bei den Festgenommenen Pistolen, Totschläger, Reizgas und Eishockeymasken gefunden und beschlagnahmt. Die Staatsanwaltschaft konnte „keine Haftgründe“ ausmachen und ließ ihre „Verdächtigen“ wieder laufen.
Nach den Worten von Polizeisprecher Rudolf Biebl waren die Überfälle geplant gewesen, die Neubrandenburger Polizei hatte am vergangenen Wochenende zusätzliche Bereitschaftskräfte aufgeboten, entsprechende „Informationen über eine bevorstehende Aktion von Rechtsradikalen“ seien „durchgesickert“. Am Sonntag gingen dann 40 bis 50 Angreifer auf Hausbesetzer in der Neubrandenburger Schillerstraße los. Die Polizei „verhinderte hier ernsthaftere Auseinandersetzungen“.
Doch nicht genug. Die Jugendlichen bestiegen ihre Fahrzeugen und beabsichtigten, das Ausländerwohnheim auf dem Datzeberg „aufzumischen“. Bis zum Eintreffen der Polizei hatten sie bereits Türen eingetreten und Fenster eingeschlagen.
Bereits einige Tage zuvor hatten in Schwerin jugendliche Randalierer brutale Anschläge auf ein Ausländerwohnheim verübt und dabei mehrere Bewohner verletzt. Als politische Konsequenz der Ausschreitungen wurde der Abteilungsleiter öffentliche Sicherheit des Innenministeriums seines Amtes enthoben. Ihm wurde die ungenügende Polizeipräsenz bei den Ausschreitungen zur Last gelegt.
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