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Deutsche U–Boote lösen Krise in Indien aus

■ Verteidigungsminister zurückgetreten / Singh wollte Betrug bei indisch–deutschem U–Bootgeschäft nicht verheimlichen

Neu–Delhi (afp) - Der indische Verteidigungsminister Vishwanath Pratap Singh ist am Sonntag zurückgetreten. Der Minister hatte in der vergangenen Woche bekanntgegeben, daß er wegen angeblicher Bestechungsgelder in Höhe von 24 Millionen Dollar, die im Zusammenhang mit einem indisch–deutschen U–Bootgeschäft an einen Inder gezahlt worden seien, Ermittlungen eingeleitet habe. Führende Mitglieder der Kongreß–Partei hatten daraufhin Singhs Rücktritt gefordert. Singh hatte sich bereits als Finanzminister einen Namen als Indiens „ehrlichster Politiker“ gemacht. Auslöser für die jüngste Kontroverse um Singh war ein Kaufvertrag über deutsche U–Boote. Die Tageszeitungen The Hindu meldete, der indische Botschafter in Bonn sei von der Bundesregierung darüber informiert worden, daß ein Mittelsmann beim Abschluß des Kaufvertrags 24 Millionen Dollar unterschlagen habe. Die Angelegenheit hätte vertraulich bleiben sollen. Singh habe jedoch die Presse informiert. Am Sonntag meldete die Sunday Mail, daß der Vertrag über die Lieferung von vier U–Booten zum Preis von 800 Millionen Dollar der HDW in Kiel bereits 1980 ausgehandelt worden war. Laut Singh betrug die veruntreute Kaution mehr als 24 Millionen Dollar. The Hindu meint, daß die veruntreuten Gelder nichts mit dem ersten Vertrag zu tun hätten, sondern mit einem neuen Vertrag über die Lieferung von zwei zusätzlichen U–Booten. Diese Verhandlungen seien zu einer Zeit geführt worden, als Ministerpräsident Rajiv Gandhi selbst das Verteidigungs–Portefeuille innehatte. Auf einer Krisensitzung des indischen Kabinetts wurde am Sonntag der bisherige Minister für Bergbau und Stahlindustrie, K. C. Pant, zum Nachfolger Singhs ernannt. In einem Telefoninterview sagte Singh, er werde nie wieder für ein Regierungsamt zur Verfügung stehen.

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