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Deutsche Firma im IranBei Demonstration Entlassung

Die bayerische Knauf Gips KG will nicht, dass ihre Belegschaft gegen das Regime protestiert. Sie droht mit Entlassungen.

Der Baustoffkonzern Knauf will verhindern, dass seine iranischen MitarbeiterInnen demonstrieren gehen. Bild: dpa

BERLIN/TEHERAN rtr/afp | Der deutsche Baustoffkonzern Knauf ist mit einem Demonstrationsverbot für seine Mitarbeiter im Iran auf Kritik gestoßen. Die Unternehmensgruppe bestätigte Freitag, dass die Geschäftsführung im Iran die Mitarbeiter vor einer Teilnahme an Demonstrationen gegen die Regierung in Teheran gewarnt und mit Entlassung gedroht habe.

In dem jetzt bekannt gewordenen Brief heißt es: "Deshalb wird von sofort an jedes Firmenmitglied, das bei einer Demonstration gegen die aktuelle Regierung festgenommen wird, sofort entlassen." Dem Wall Street Journal zufolge veranlassten offizielle Stellen die Knauf-Führung in Teheran zu den Sanktionen nach der Festnahme eines führenden Knauf-Mitarbeiters bei einer Demonstration vor wenigen Wochen, damit dieser wieder freigelassen wurde.

Die im bayerischen Iphofen ansässige Knauf Gips KG bemühte sich um Schadensbegrenzung. Das Unternehmen, das zu den weltweit führenden Baustoffherstellern gehört, wolle politische Zurückhaltung üben. "Wir wollen nicht, dass unser Name verbunden wird mit Demonstrationen und dass jemand als Knauf-Geschäftsführer auftritt", erklärte zunächst Jörg Schanow, Leiter der Rechts- und Personalabteilung, gegenüber Reuters. Es gehe aber nicht um die Einschränkung des persönlichen Demonstrationsrechts.

In einer schriftlichen Mitteilung kündigte der geschäftsführende Gesellschafter Manfred Grundke eine Korrektur des "unglücklich formulierten" Schreibens an. Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte, es habe keine eigenen Erkenntnisse über den Fall. Aber "wir würden das nicht begrüßen und nicht gutheißen", sagte ein Sprecher.

Unterdessen meldete eine iranische Nachrichtenagentur, dass rund 30 Menschen wegen "Unruhestiftung" vor ein Revolutionsgericht gestellt werden sollen. Irans Sicherheitskräfte hatten bei den Protesten gegen die Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad am 12. Juni zunächst rund 2.000 Demonstranten, politische Aktivisten und Journalisten festgenommen. Die meisten von ihnen sind mittlerweile wieder frei.

Der ranghohe Ajatollah Nasser Makarem Schirasi rief zur Freilassung der Demonstranten auf. Er hoffe, dass zum Jahrestag der Geburt des zwölften Imams Mahdi keine Demonstranten mehr in Haft säßen, sagte er. Imam Mahdi ist ein von den Schiiten verehrter Heiliger, sein Gedenktag ist am 7. August.

Auch Ahmadinedschad hatte die Justiz aufgefordert, bis zu diesem Tag alle Demonstranten freizulassen. Gestern sagte der Präsident, der Opposition werde es nicht gelingen, einen Keil zwischen ihn und Revolutionsführer Ali Chamenei zu treiben. Sein Verhältnis zum geistlichen Führer der Islamischen Republik sei das eines Sohnes zu seinem Vater.

Chamenei hatte verärgert auf Ahmadinedschads Entscheidung reagiert, Esfandiar Rahim-Maschaie zu einem seiner Stellvertreter zu ernennen. Der Politiker war wegen der Äußerung in die Schusslinie geraten, der Iran sei allen Völkern, einschließlich dem israelischen, freundschaftlich verbunden. Dass sich Ahmadinedschad erst eine Woche nach Chameneis Verdikt von seinem Stellvertreter trennte, war ihm in konservativen Kreisen als Ungehorsam ausgelegt worden.

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6 Kommentare

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  • B
    bedacht

    Laut einer Tagesschau-Nachricht vom 23.06.09 setzten deutsche Firmen in 2008 4 Milliarden Euro im und mit dem Iran um. 80 bis 100 Firmen mit eigenen Niederlassungen (2006: insgesamt 12.000 Firmen mit Geschäftskontakten)sind beteiligt. Dazu gehören auch Mittelständler, aber vor allem die Großen sind freudig engagiert - trotz Embargo und natürlich sinkender Umsätze im Iran.

     

    Gesetzt der Fall, die Lage im Iran ist so, wie sie in der Mainstream-Presse dargestellt wird. Wie verhalten sich diese Unternehmen dort, deren Ziele natürlich wirtschaftlicher und nicht politisch-demokratischer Natur sind?

    Die Knauf Gips KG ist da fast nur ein Fußnote im Gebahren zum Erhalt der Profite. Und auch, wenn die Kündigungsdrohung eine Gegenleistung zur Freilassung des eigenen Firmenmitarbeiters (Demonstranten) aus dem Gefängnis war, zeigt sich hier in beschämender Weise, wie "internationaler Handel" ("globalisiert" kann ich nicht mehr hören...) sich von Embargen, politischen Systemen und menschlichen Rechnten nicht beeindrucken lässt.

  • K
    Küstenstelze

    Wo bleibt zum Thema, das durch die Überschrift angekündigt wird, eine eigene Stellungnahme der taz? Auf diesen Gemischtwarenartikel hätte man besser verzichtet.

  • GO
    Gottfried Ohnmacht

    Unglaublich, dass eine deutsche Firma im Iran das Geschäft der Mullahs und der Repressionskräfte betreibt. Ob es sich dabei wohl um einen Einzelfall handelt ?

  • V
    vic

    Maulkorb-Erlass für MitarbeiterInnen im Ausland.

    Dreistes Verhalten eines Arbeitgebers das Freizeitverhalten von MitarbeiterInnen zu reglementieren.

    Über den "guten Namen" dieses Unternehmens gibt es auf Wiki viel zu lesen.

    In diesem Zusammenhang wundert dieses Verhalten nicht, hätte man doch bei Zuwiderhandlung finanzielle Einbußen erlitten, oder gar den Mitarbeiter freikaufen müssen?

  • B
    bichette

    die nachträgliche rechtfertigung der kündigungsdrohung ist heuchelei. wenn knauf mit den diktaturen weiter geschäfte machen will, dann muss diese "welt-"firma weiter so kuschen. dass sie im iran drohungen aussprach, macht ihr unverblümtes einverständnis mit den mullahs mehr als deutlich.

     

    mit gipsköpfen lassen sich weiter gewinne machen, mit querdenkenden anhängern der demokratie leider nicht. man kann solche heuchler nur boykottieren.

  • BK
    Bionca Knowless

    Passt doch zum Habitus dieses Unternehmens!

     

    Wiki-Knowledge:

    2002 wurde das Unternehmen im Rahmen der Aufdeckung des Gipsplattenkartells zu einem Bußgeld von 85,8 Millionen Euro verurteilt.

     

    und

     

    Im März 2009 wurden im Zusammenhang mit korrodierenden Gipsplatten gegen drei chinesische Partnerunternehmen der Knauf Gips KG eine Sammelklage in Miami, Florida (USA) eingereicht. Diese betroffenen Platten beschädigen Kupferleitungen durch korridierende Dämpfe.