Deutsche Bieter bei Schlecker-Kauf raus : Penta heißt der Favorit
Scheinbar befinden sich unter den potenziellen Investoren für die zahlungsunfähige Drogeriekette keine deutschen Bieter mehr. Das Angebot der Düsseldorfer Droege-Gruppe war zu gering.
EHINGEN/HAMBURG dapd | Bei der Suche nach Investoren für die insolvente Drogeriemarktkette Schlecker sind offenbar keine deutschen Bieter mehr im Rennen.
Interesse hätten nur noch zwei internationale Finanzinvestoren ohne ausgeprägte Handelskompetenz, berichteten die Stuttgarter Nachrichten. Die als aussichtsreicher Kandidat gehandelte Düsseldorfer Droege-Gruppe, die ein Kaufangebot für Schlecker bestätigt hatte, sei nicht mehr in der engeren Auswahl. Das Angebot sei zu gering gewesen.
Wie der Spiegel am Freitag vorab berichtete, plant die tschechisch-slowakische Finanzgruppe Penta Investments einen Einstieg bei Schlecker. „Wir haben ein unverbindliches Angebot eingereicht“, zitierte das Magazin einen Penta-Sprecher. Details nannte er nicht. Die Website der Firma gibt für 2010 ein Gesellschaftsvermögen von 3,4 Milliarden Euro an.
Dem Spiegel zufolge will Penta keine weiteren Schlecker-Filialen schließen und die verbliebenen Stellen erhalten. Den Kindern des Firmengründers, Meike und Lars Schlecker, die einen Co-Investor suchen, wolle Penta aber höchstens eine symbolische Beteiligung zubilligen.
Die Investmentgruppe Penta ist in der Slowakei seit den 1990er Jahren mit dem Sanieren unrentabel gewordener Unternehmen in Kosice erfolgreich. Die geschickte Nutzung von Gesetzeslücken für den eigenen Erfolg und der enge Kontakt zu politischen Entscheidungsträgern bescherte Penta aber von Anfang an ein zwiespältiges Image in den Medien.
Höhepunkt der Verdächtigungen ist die Affäre "Gorilla", in der Polizei und Staatsanwalt der Slowakei seit Jahresbeginn ermitteln. Im Dezember waren mutmaßliche Geheimdienstprotokolle unter diesem Codenamen an die Öffentlichkeit gelangt, die Penta und eine Reihe von Spitzenpolitikern schwer belasten. Dabei geht es um Korruption und die Beeinflussung der slowakischen Wirtschaftspolitik. Penta wies bisher alle Vorwürfe als Erfindungen zurück. (dpa)
Käufer bis Pfingsten
Die Insolvenzverwaltung von Schlecker war zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz geht davon aus, bis Pfingsten einen Käufer für Schlecker zu finden. Zuletzt hatte er von fünf ernst zu nehmenden Interessenten gesprochen.
Anfang April waren bei Schlecker 10.000 Mitarbeiter entlassen worden, in der Mehrzahl Frauen. Zuvor war die Finanzierung einer Auffanggesellschaft für die Gekündigten gescheitert. Rund 13.500 Beschäftigte sind weiter bei Schlecker.
Leser*innenkommentare
Ralf Zimmermann
Gast
Der Name "Schlecker"ist tod...:)
Milanko
Gast
Liebe Maria, fragen Sie sich doch selber mal, ob Sie als Mitarbeiterin lieber unter Pentas Federführung arbeiten möchten oder sich lieber aber beim Arbeitsamt in die schlange stellen möchten. Ja, Penta wird aufräumen, aber dass was danach kommt wird ein Schlecker sein, den es in der Stärke so seit Jahrzehnten nicht gegeben hat - für diese Einschätzung kenne ich Penta lange und gut genug. Ihre Ressentiments sind einfach lächerlich.
Maria
Gast
Der Insolvenzverwalter ist dazu verpflichtet, im Sinne der Gläubiger den höchstmöglichen Preis zu erzielen. Dass die Interessenten, deren Namen bisher bekannt wurden, Finanzinvestoren sind, wird sich für die Mitarbeiter mittelfristig nicht gut auswirken.
Wenn die Schlecker-Logistik selbst Gläubiger ist, was ist dann noch da? Angemietete Verkaufsräume mit wertloser Ausstattung. Über 13.000 Mitarbeiter. Der Name Schlecker, der nichts wert ist wegen schlechtem Image.
Was wird da eigentlich verkauft? Jede Garantie, Mitarbeiter für einen gewissen Zeitraum zu übernehmen, drückt den Preis. Ein Finanzinvestor will Geld sehen und wenn das nicht fließt, dann wird gnadenlos gestrafft.
Hinzu kommt, dass Penta nicht als seriös gilt. Dazu schreibt die Frankfurter Rundschau:
"Doch Pentas Image ist nicht das beste: Bei seinen Aktivitäten soll der Investor dafür bekannt sein, geschickt Gesetzeslücken zu eigenen Zwecken ausgenutzt haben. Auch lasse Penta dabei seine engen Beziehungen zu politischen Entscheidungsträgern spielen.
Seit Beginn des Jahres ist das Unternehmen sogar in eine Affäre verwickelt, in der Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln. Im Dezember waren mutmaßliche Geheimdienstprotokolle unter dem Codenamen „Gorilla“ an die Öffentlichkeit gelangt, die Penta und eine Reihe von Spitzenpolitikern schwer belasten. Dabei geht es um Korruption und die Beeinflussung der slowakischen Wirtschaftspolitik. Penta wies bisher alle Vorwürfe zurück."
Sieht nicht so aus, als könnten sich die Mitarbeiter freuen.
Peter Mueller
Gast
"Scheinbar befinden sich unter den potenziellen Investoren für die zahlungsunfähige Drogeriekette keine deutschen Bieter mehr."
Scheinbar oder anscheinend?